KategorieEinsinken ins Land

Hochwasser


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Mein Kollege schickt mir Fotos und Videos vom Taschelbach. Dieses Rinnsal, das man normalerweise nicht bemerkt, wird plötzlich zu einem reißenden Fluss. Ich schau mir ausnahmsweise Zeit im Bild Spezial an. Überall Wasser. Nur ernste Gesichter und tiefe Stimmen. Der Wahlkampf ist unterbrochen, macht Pause. „Wir müssen jetzt zusammenhalten.“  Irgendwie sind aber auch alle sensationsgeil oder froh, wieder einmal „richtig Mann“ und „rettender Held“ sein zu dürfen. Das ist meine böse Zunge. Sie weiß, was sie sagt. Ich hab Leichtes. Muss keine Sandsäcke füllen und keine Keller ausräumen. Ich kann mich zurückziehen.

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Zu Hause gehe ich wie auf rohen Eiern durch alle Räume und durch die Beziehung.

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Im Traum lande ich auf einer Insel. Sie heißt Raftin. Ein junges Kind ist bei mir. Es kann schon laufen. Es ist eine arabische Insel mit russischer Besatzung. Wir sind zu zweit allein in einer luxuriösen Wohnung und warten darauf, abgeholt zu werden. Während des Wartens sind wir die ganze Zeit mit Staunen beschäftigt.

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Bei den Schlüsseln hört sich der Spaß auf.

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Ich fürchte mich ein bisschen vor der fetten Schrift.

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Zur Feier des Tages.

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Ich fahr mit ihm an die March. Das Leben ist schön steht unter Wasser. Die Sonne glitzert im Marchsee. Wir rufen unsere Gedanken in die menschenleere Gegend.

Chillen


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Einsam sein heißt, mit sich selbst zusammen sein. Das Alleinsein als Befreiung von der pluralistischen Vielfalt erleben und für die Entdeckung der Differenziertheit der eigenen Stimme plädieren, darauf stürze ich mich jetzt einmal frischfröhlich.

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In guten Büchern liegt der der Gewinn in der Sprache.

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Dass Geld immer Thema ist!

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Dass Liebe so schrecklich hart sein kann! Ihre französische Liebhaberin beherrscht die ganz, ganz feine Klinge. Mitten ins Herz damit, aber schön langsam, dass es richtig lange weh tut.

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Dass der Sommer so intensiv ist! I Halb taumelnd bewege ich mich durch Mistelbach. Hitze, Türke, Schwarztee, Bus.Hitze.

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Ich möchte ihm immer wieder zeigen, dass ich (auch) noch die bin, in die er sich damals verliebt hat. Das ist eine Mischung aus harter Knochenarbeit, Selbstüberschätzung und Dummheit.

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Ich klebe mir die deutsche Tastatur wie eine zweite Haut auf die englische. Das erleichtert mir den frühen Tagesstart. Der neue Laptop kann von Haus aus nur Englisch. In der Früh soll ich Briefe schreiben und WhatsApp-Nachrichten beantworten. Danach richte ich ein Frühstück für die Gäste und denke an meine Schwester, die einen guten Gedanken braucht.

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Ein schöner Spaziergang von Niedersulz nach Nexing. Mit Freunden und ihrem Lieblingshund. Aus einer Müdigkeit heraus umkreisen unsere Gespräche die Veränderungen des Lebens, das Wechselspiel, den Wechsel, die Veränderungen von Beziehungen und die Schönheit von Landschaften. Es ist alles doch irgendwie aufregend. Wir atmen frischen Wind.

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Ein Leben voller Sehnsucht versus ein Leben, das voller Überraschungen steckt.

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Kunekune hüten seinen Weingarten. Das sind Schweinchen aus Neuseeland, Hausschweine der Maori. Ich finde das sehr exotisch und findet in unserer Nachbarschaft statt.

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Verwandte sind zu Besuch in der Wiener Vorstadt. Alles sehr beschaulich und gemütlich. Mit Swimmingpool und vertrauten Geräuschen aus der Nachbarschaft. Wir essen Weißwürste mit Brezen. Ich gebe schon nach 3 Stunden w.o. Ich kann ein paar Dinge, aber chillen in Gemeinschaft, das kann ich nicht gut …

Meins!


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Dreck ist gefährlich.

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Ein Freund will die Besitzverhältnisse im Dorf sabotieren. Einfach einen Quadratmeter Ackerland abstecken und draufschreiben: „Meins!“

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Er hatte damals für ein Jahr lang ein Stipendium für einen Arbeitsplatz in der Publik-Library in NY. Er erzählt es in einem Interview auf Ö1. Es hört sich verführerisch an, wenn er sagt, dass es viele Menschen gibt, die schreiben können. Sich den Luxus, es als „Arbeit“ zu tun, den können sich allerdings nicht viele leisten.

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Und wieder einmal stolpere ich stressbeladen über Halberstatt, über John Cages Orgelstück Organ2. as slow as possible.

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Sein Vater war 45 Jahre lang Direktor einer kleinen Dorfschule, ein typischer Lehrer der „alten Schule“ mit Unterricht auf dem Bauernhof, im Wald und im Garten. Als er in Pension ging, schloss er die Schule einfach ab, warf den Schlüssel in den Briefkasten und ging nie wieder hin. Dieses unaufgeregte Beenden einer Lebensaufgabe hat den Sohn sehr beeindruckt.

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Das unendliche Streben des Menschen nach etwas Kommendem, das unabschließbar ist, das ist doch sehr romantisch. Und doch ist es ein echtes Vermissen, diese fehlende Verbundenheit mit einem Kosmos, einer Ordnung, die uns hält und überdauert.

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Mauersegler sind keine Schwalben, es sind Segler. Sie bleiben etwa 10 Monate vom Jahr in der Luft. Ihr Ruf ist sehr schrill, eher ein hohes Pfeifen.

Weissensee, ein halbes Jahr später


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Ich sitze im Zug nach Venedig und bin versucht, einfach weiterzufahren. Aber Weißensee ist das Ziel, das mir am Herzen liegt.

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Ich komme an und muss mich einmal für zwei Stunden bewegen, rund um den See gehen. Der See wirkt wie ein Schallverstärker. Deutlich höre ich Baulärm und Traktorenmotoren, jeder Bauer bringt anscheinend jetzt den Mist auf die Feldern aus. Kurz bevor es zu schneien beginnt. Die Fische, schwimmen betont langsam im glasklaren See. Er hat wenig Wasser, sagen die Einheimischen. Alle entschuldigen sich, dass das Wetter nicht schön ist und alle warten auf Regen. Alle entschuldigen sich, dass kein Wirtshaus offen hat. Dabei tut es so gut, hier ohne Touristen zu sein. Ich genieße den Alleinstellungsstatus. Die vielen „Betreten – Verboten“ – Schilder und die vielen Pensionen (jetzt in der Zwischensaison geschlossen und gerade dabei, sich einen neuen Anstrich zu verpassen), suggerieren etwas ganz anderes.

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Im geräumigen Eingangsbereich meiner Bauernhof-Herberge steht ein Osterstrauch in einer Vase.

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Der Weißensee ist an der tiefsten Stelle 60 m tief, und 12 km lang. Es gibt Moor- und Sumpfwiesen, und Haubentaucher.

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Das Schilf macht die Landschaft pastellfarben. Sanft. Obwohl dahinter Berge hinaufragen. Die Drau hat diesen See ausgeschürft und eine Mur am richtigen Ort hat ihn aufgestaut.

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Hier feierte eine meiner Schwestern ihren 30er.
Hier haben meine Schwägerin und mein Bruder geheiratet.
Hier leben die Platzhirsche Knaller.
Hier haben wir vor einigen Jahren einen Familientag verbracht.
Hier war ich noch nie schwimmen.
Hierher fährt eine andere Schwester in den Urlaub.
Hier gibt es also noch eine Zwischensaison und einen Unterschied.
Hier gibt es einen Berufsfischer, der sich um das Wasser und die Fische sorgt, um das ganze Mikroklima des Sees.

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Es gibt zwei Möglichkeiten zu beobachten: Einmal: stillsitzen und der Bewegung der Welt zuschauen. Die andere: sich selbst bewegen und die Bewegung der Welt gar nicht so wahrnehmen.
Mehr Beobachtung gelingt mir beim Stillsitzen.

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Nebenan schreit eine Kindergärtnerin mit den Kindern einen Zauberspruch auf den See hinaus: „Der Weißensee bleibt sauber!“ Sie tragen einen Sack mit eingesammeltem Müll mit sich.

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Ich schlafe tief. Ich träume, dass ich nachts Besuch bekomme, der mich erschreckt, weil er plötzlich neben mir liegt. Ich wache verwirrt auf. Ich brauche 24 Stunden für mich allein, um mich davon zu erholen.

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Wir bestehen aus Körperpflege und der Idee des Fühlens, Sehens und Zeigens.

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Im Löwenzahn wird gekocht, was das Zeug hält. Acht Gänge. Benannt nach den Zutaten. Karpfen | Zucchini | Hanf | Staudensellerie|Entencannelloni | Asiasalat | Estragon | Limette Wild | Stangenbohnen | Karfiol | Salzzwetschke |Dunkle Schokolade | Kirsche | Pfeffer. Der Kellner ist neu und überfordert von der Vielfalt der Ingredienzien. Jeder Gang ist ein Gemälde. Wir lassen uns inspirieren und können es nicht lassen, die Jause am nächsten Tag genauso aufzutischen. Frankfurter Würstel | Kren | Schnittlauch | Brot |Senf |Paprika.

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Mitten im Frühling an einem See eingeschneit werden. Das passt zu uns. Für ein paar Stunden leben wir in einem Kokon. Wir sind sehr überrascht darüber, wie sich das alles so zuträgt.

Ende


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Er zelebriert sein Dienstende. Über Wochen hinweg veranstaltet er kleine Symposien und Vorträge. Er will nicht weg. Er will bleiben, gestalten, sich durch Arbeit lebendig wissen.

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Der alte Mann stirbt. Seine Frau versammelt alle um ihn. Die Kinder. Die Enkelkinder. Ohne sichtbare Planung tritt eine nach dem anderen ans Sterbebett um sich zu verabschieden. Das Zimmer ist voller Menschen, voller Leben.

Die alte Frau stirbt. Soweit ich das sehen kann, gab es drei Männer in ihrem Leben. Zwei Schwiegertöchter. „Ich würde gerne Enkelkinder sehen“, sagt der aktuelle Mann augenzwinkernd. „damit das Leben weitergeht“. Die Sterbende schmunzelt, mir scheint.

Wie hat sie es damals ausgehalten, als an ihrem 33. Geburtstag ihre Mutter, ihr Ehemann und ihre zweieinhalbjährige Tochter gleichzeitig gestorben sind? Drei Särge standen damals nebeneinander in der Kirche. Jetzt ist 50 Jahre später. Jetzt sucht sie den Knopf, um das eigene Leben endgültig auszulöschen.

Er liegt in den letzten Atemzügen. Woran denkt es in ihm?

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Vor gar nicht allzu langer Zeit war es dem Bestatter versagt, eine Leiche ohne Leichenpass durch die Nachbargemeinde zu fahren. Geld aus dem Tod durfte er nur aus seinem Territorium schürfen. Es gab strenge Regeln für das Transportieren von Toten.

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Sich heiter und erleichtert von Irrtümern verabschieden

Erinnerungen nicht erzwingen wollen

Verschwinden wie ein Gletscher

Operationssaal

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Gastfreundschaft
Ich besuche das sogenannte Herzstück des Krankenhauses, den Operationssaal und erfahre großzügige Gastfreundschaft. Zu Gast sind auch die Patientinnen und Patienten, die zu einer Operation herkommen, Gäste der besonderen Art. Eine kompetente und freundliche Frau, die sich hier auskennt, begleitet mich von Raum zu Raum und erzählt, beschreibt, weist hin. Von sich sagt sie: „Ich brenne für den OP!“.  Ich besuche diese Räume so unvoreingenommen wie möglich. Natürlich schaue ich trotzdem mit den Augen einer Seelsorgerin auf das Geschehen, ich frage mich, wo begegne ich hier dem Seelischen?

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Türen, Schleusen und Übergänge
Wir betreten die Räume durch einen unscheinbaren Gang, dahinter tut sich eine neue Welt auf.
Es ist selbstverständlich, Schutzkleidung zu tragen. Zwei Mitarbeitende begrüßen mich und beschreiben mir zum Beispiel „einschleusen“ „vorbereiten“ … natürlich heißen sie auch die Patientinnen und Patienten willkommen, fragen nach, klären die Formalitäten, besprechen ruhig die nächsten Schritte. Ob sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hol- und Bringdienstes ihrer Bedeutung in vollem Umfang bewusst sind?

Für Kinder ist es zweifellos am besten, wenn sie von ihren Eltern hierher begleitet und im Aufwachraum wieder in Empfang genommen werden.

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Nacktheit und Ausgeliefertsein
Die Patientinnen und Patienten fühlen sich hier nackt und ausgeliefert wie nirgendwo sonst.

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Angst
Sie ist hier zu Hause, gleich beim Eingang. Ich erinnere mich an eigene OP’s, mit welcher Sorge man sich als Patientin in die Hände anderer, vollkommen Unbekannter, begibt!

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Mensch
Hier spricht man in Diagnosen: „Nabelbruch“, „Galle“. Wir begleiten eine Patientin. Ich schaue aus alter Gewohnheit auf das Namensschild, sie wird mir in sehr guter Erinnerung bleiben. is auf die Stelle, an der operiert wird, ist sie mit Tüchern zugedeckt.
Hier arbeiten Menschen aus den verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen zusammen.
Wie geht man damit um, wenn Fehler gemacht werden?

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Vertrauen
Vertrauen spielt an jeder Ecke eine große Rolle, das Vertrauen der Patientinnen und Patienten, das Vertrauen der Berufsgruppen untereinander und ineinander, das Vertrauen in die gestellten Diagnosen, das Vertrauen in kunstvolle Handarbeit, das Vertrauen in die Technik und hervorragende Werkzeuge, das Vertrauen in die Planung. Nichts wird dem Zufall überlassen, auch wenn jede und jeder die Erfahrung gemacht hat, dass nicht alles planbar ist und man gut beraten ist, ein Höchstmaß an Flexibilität an den Tag zu legen.

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Gott und Ohnmacht
Geht von jedem Chirurgen und jeder Chirurgin ein Hauch des Göttlichen aus?
Ist das so in den Augen der Patientinnen und Patienten oder in den Augen der Mit- und Zuarbeitenden, oder ist das gar im Selbstverständnis der Ärztinnen und Ärzte verankert?
Ist das immer noch so?
An der Kleidung entdecke ich keinen Unterschied mehr.
Trotzdem herrscht eine klare Hierarchie und gleichzeitig arbeitet jede Person in großer Eigenermächtigung, der Ohnmacht zum Trotz.

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Stille (die keine Stille ist) und Sprache
Die Ruhe ist hier daheim. Ihr zur Seite stehen Ordnung, Klarheit, Präzision.
Selbst der Schritt auf den Gängen ist etwas verhaltener und langsamer als der überdurchschnittlich schnelle Schritt im Krankenhausalltag außerhalb des OP’s, selbst Sprache tritt zurück und weicht ausgeprägter Mimik, Gestik und einer Haltung vorausschauender Aufmerksamkeit. Wenn es plötzlich nicht mehr ruhig ist, dann ist was passiert, sagt man mir.

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Ritual
Das Setting im Operationssaal folgt einer strikten Choreographie, einem einstudierten Ritual, der spannendste Moment ist der vor dem Schnitt.

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Warten
Hier muss man warten können, mitunter auch auf den Operateur.

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Fragen
Wird alles gut gehen?
Was können wir und was können wir nicht?

Wünscht man sich eigentlich vor einer großen OP alles Gute? Hält man vor einer großen Operation inne?

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Farbe
das Grün der Kleidung und der Tücher
das Braun bis kräftige Gelb des Desinfektionsmittels
das Silbergrau der Pinzetten, Spangen, Scheren
das Lila der OP-Schlapfen
das Weiß

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Fülle
es gibt sieben Operationssäle
in den Sälen herrscht eine konstante Kühle, sie sind steril, unter anderem durch ein ausgeklügeltes Be- und
Entlüftungssystem …
… voll beladene Instrumentenkoffer, Schatzkisten gleich …
… komplexe, technische Gerätschaften …
… Licht, Operationslampen …
… Brillen mit Mikroskopen …
… Verbände, Tupfer, Chemikalien …
… Bildschirme, Computerprogramme, Pläne …
… Abfall…

…Pause…

Kleine Geste


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Ausladende Blumensträuße auf den Tischen im Haus, sie wirken wie geheime Opfergaben.

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Die Berberfrauen haben sich bis vor kurzem diese Zeichen für „Freeman“ oder das böse Geister abwehrende Auge ins Gesicht tätowieren lassen. Und jetzt, tauchen auch im Buch von Bergsveinn Birgisson/Quell des Lebens solche „alte“ Zeichen auf. Gleich auf der ersten und auf der letzten Seite.

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Die Seniorchefin des Hotels macht mir Angst. Sie lächelt mir gekünstelt ins Gesicht und muss sich große Mühe geben, mir nicht zu zeigen, wie sehr ich ihr auf die Nerven gehe. Ganz einfach, weil ich da bin. Und sie es leid ist, Gäste zu bedienen.

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Am Nachbartisch reden sie zum Frühstück eine halbe Stunde lang über Matratzen. Das ist konsequent.

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Der Welterbesteig spielt alle Stückl’n: Weingärten. Burgruinen. Kunst. Wald. Donau. Monumentaler Fels.

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In der Donau baden heute alle nackt.

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Was macht mich nur so unruhig? Immer noch das nahende Ende? Das nahende Ende von allem? Ich bin eine Getriebene, deshalb stürze ich so leicht. Ich gehe nicht in meinem Tempo und bin in Gedanken immer zwei Schritte voraus. Das mag meine Seele nicht. Mit einer Bänderzerrung und ein paar Abschürfungen komme ich dieses Mal glimpflich davon.

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Eine Fliege will zum Topfen in meinem Topfenwickel vordringen.

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Sich selbst lästig werden.

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Der Zivildiener, der mich zum Röntgen begleitet erzählt, dass es in Mautern einen Badeteich gibt. Er wird von der Donau gespeist. Und der ist voll super.

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Meine Zimmervermieterin hat etwas Mitleid mit mir, weil ich alleine unterwegs bin und diesen kleinen Unfall hatte. Im Krankenhaus sagen sie, es ist nichts gebrochen. Ich muss zugeben, ihr Mitleid tut mir gut.

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Wie groß eine kleine Geste sein kann!

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Der Arzt sagt zu ihr: „Sie können sich schon was wünschen, aber wir sagen Ihnen, was richtig ist!“

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Sie liest Krimis zur Entspannung. Er kehrt die Kirchenstiege zur Entspannung. Das wird jetzt gegeneinander aufgewogen.

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Nicht mehr Dinge besitzen, sondern mehr Leben.

 

Wechsel

1
Es fällt schwer, sich von gewohnten Umständen, aus sinnvollen Beschäftigungen, aus erfüllenden Aufgaben zu verabschieden. Die Zuschauer*innen dieser Beobachtung mögen sich in Demut zurückhalten und Zeit und Raum lassen, für einen sanften Rückzug, Umzug, Übergang.

2
Ich höre Gerhard Roth im Radio sprechen. Er mag am Landleben den „Kalender“, den er vor der Tür hat, er mag die Jahreszeiten, die sich zeigen.

3
Wir halten „einander die Wahrheit“ sagen für Blödsinn. Wir gehören beide einer anderen Welt an, einer, in der ein Geheimnis dazu da ist, gewahrt zu werden anstatt entblößt. Ohne Geheimnis hat nichts Gewicht. Das Schweigen, das Zögern, das Zurückhalten – das gefällt uns. Jemand, der nichts zu verbergen hat, ist uns zuwider. Wir misstrauen der Transparenz.

4
Einmal im Leben muss man alles, alle Moral über Bord werfen. Das erleichtert. Man kann sich selber grundsätzlich in Frage stellen. Das befreit.

5
Ich suche die Göttin des Wechsels aller Dinge, ein sehr abstraktes Unterfangen.

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Imre Kertesz: „Ich glaube, ich habe alle meine Augenblicke schon erlebt. Es ist fertig und ich bin trotzdem immer noch da“.

Tagtraum


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Phantasieren. Mich in andere Zeiten versetzen. Tagsüber im Pyjama durch Haus und Garten streunen.

Den Garten ab und zu pflegen. Mir meinen Körper bewusst machen. Kunst machen.

Jetzt zufrieden sein, nicht erst später. Glühendes Licht. Redundant, reichlich viel von allem.
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HÖLDERLIN:
Oh ein Gott ist der Mensch, wenn er träumt,
und ein Bettler, wenn er nachdenkt

Ein Zeichen sind wir, deutungslos.
Komm, ins Offene, Freund!
3
Nachttraum: Aus meinem Körper wachsen lauter Pilze und so sehe ich aus wie ein Coronavirus. Derlei Gestalt stelle ich all meine Fehlgeburten in Rexgläsern in der Speisekammer auf.
4
Ihr Versuch, nur jede zweite Nacht zu schlafen, und so der latenten Schlaflosigkeit zu entkommen, gefällt mir. Ich mache ähnliche Erfahrungen – wenn ich so richtig, richtig müde bin, schlafe ich wunderbar. Und wenn ich nur jede zweite Nacht schlafen kann … ja, warum nicht? Vor Mitternacht für ein, bis zwei Stunden rasten, dann einfach wieder aufstehen und bis zum Morgengrauen in Ruhe Dinge erledigen, die sonst liegen bleiben. Ordnen. Schlichten. Sichten. Nach dem Frühstück dem Tagwerk nachgehen.
5
Er sagt, ich soll Dankbarkeit aus den Gelegenheiten schöpfen, die mir das Leben bietet, schöpfen. Ereignisse sind zweitranging.
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Meine Trolle schauen im finsteren Keller besser aus als im Grünen. Ich trage etwas Düsteres in mir. Und viel zweckfreies Spiel.
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Im Wirtshaus: Die Frau am Nebentisch sagt: In meine Wohnung lasse ich nur noch Leute, die ich mag.
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Ich richte mein Vertrauen auf das Geheimnis.

Wut


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Es bereitet keine Freude, genau 1400 Zeichen zu schreiben, um einen Förderantrag für ein Kulturereignis (in ferner Zukunft) zu stellen. Die Förderstelle will mich erziehen. In genau eine Richtung. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Immer brav tun, was verlangt wird. Und eine Business-Kostüm dazu tragen, möglichst ein farbenfrohes!
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Die (fast schon vergessene/verdrängte) Pandemie hat latente Verrücktheiten aufgedeckt: Es gibt viele Einsame, die Welt hält nicht zusammen, Bescheidenheit hat keinen Reiz und nur für die Armen macht es Sinn, über diesen Reiz nachzudenken; die Reichen werden reicher und das sehr schnell, Hierarchien werden ausgebaut, ja zu Massentourismus und wachsender Wirtschaft, nein zur Menschenfreundlichkeit und Ehrfurcht vor der Natur.
Und jetzt einigen wir uns wieder darauf, dass es bequemer ist, die Welt so zu lassen, wie sie ist??
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Ich will einen Sabotageakt tätigen!
4
Ich brauche keinen anregenden Wochenausklang!, schreie ich der Ö1 Moderatorin zu.
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Ich verschwende mich an Nichtigkeiten. Zum Beispiel an aggressives Grüßen.
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Ich habe überhaupt keine Lust auf meine Gedanken.