Ende


1
Er zelebriert sein Dienstende. Über Wochen hinweg veranstaltet er kleine Symposien und Vorträge. Er will nicht weg. Er will bleiben, gestalten, sich durch Arbeit lebendig wissen.

2
Der alte Mann stirbt. Seine Frau versammelt alle um ihn. Die Kinder. Die Enkelkinder. Ohne sichtbare Planung tritt eine nach dem anderen ans Sterbebett um sich zu verabschieden. Das Zimmer ist voller Menschen, voller Leben.

Die alte Frau stirbt. Soweit ich das sehen kann, gab es drei Männer in ihrem Leben. Zwei Schwiegertöchter. „Ich würde gerne Enkelkinder sehen“, sagt der aktuelle Mann augenzwinkernd. „damit das Leben weitergeht“. Die Sterbende schmunzelt, mir scheint.

Wie hat sie es damals ausgehalten, als an ihrem 33. Geburtstag ihre Mutter, ihr Ehemann und ihre zweieinhalbjährige Tochter gleichzeitig gestorben sind? Drei Särge standen damals nebeneinander in der Kirche. Jetzt ist 50 Jahre später. Jetzt sucht sie den Knopf, um das eigene Leben endgültig auszulöschen.

Er liegt in den letzten Atemzügen. Woran denkt es in ihm?

3
Vor gar nicht allzu langer Zeit war es dem Bestatter versagt, eine Leiche ohne Leichenpass durch die Nachbargemeinde zu fahren. Geld aus dem Tod durfte er nur aus seinem Territorium schürfen. Es gab strenge Regeln für das Transportieren von Toten.

4
Sich heiter und erleichtert von Irrtümern verabschieden

Erinnerungen nicht erzwingen wollen

Verschwinden wie ein Gletscher

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