KategorieEinsinken ins Land

Nein


1
In einem eindrucksvollen Stimmton erklärt mir ein Patient: „Das Gute am Alter ist, ich kann besser erkennen, wenn mich Menschen für sich vereinnahmen, aussaugen. Da gibt es nur ein klares Nein! Jetzt, im Älterwerden kommt mir das leicht über die Lippen.“

2
Als Vertreterin für irgendeine Firma zu arbeiten, das stelle ich mir unangenehm vor. Ich habe heute Mitleid mit jenem, der mir im Kaffeehaus im Krankenhaus gegenübersitzt und wartet, bis der Herr Primar Zeit für ihn findet.

3
Diskussionen über die Schule machen mich mittlerweile aggressiv. Ich werde in Zukunft keine Aussage mehr darüber machen, weil ich überhaupt nichts davon verstehe. Der Abstand zu meiner eigenen Schulzeit und zur Schulzeit meiner Kinder ist schon zu groß.

4
Das befreundete Paar bringt zwei tote Fasane und einen toten Hasen vorbei. Eine Woche später trennen sie sich. Und streiten darüber, wer die Hunde kriegt.

5
Sind wir bei jedem Hundsaustreiben dabei?

6
Ich werde mich viel weniger in den Weltenlauf einmischen und auf mich konzentrieren, auf meine Gedanken, auf die Essenz, die in mir steck, mich freischälen, mich fokussieren auf Mitgefühl und Erkenntnis …weil ich so vieles noch nicht geliebt habe…(Thomas Somlo)

7
Wenn es die richtigen sind, diene ich ihnen gerne.

Tag Zeit


1
Wach zu sein, bedeutet, das Leben in voller Lebendigkeit leben.
Und in diesem Sinne ist man immer Anfängerin – ich habe ja diesen Tag noch nie erlebt. Heute starre ich ins Meer. Entscheidungen treffe ich nur bezüglich Nahrungsaufnahme und Alkoholzufuhr. Wann nehme ich den ersten Drink zu mir? Was esse ich zu Mittag? Von wem lasse ich mir das alles servieren?

2
Ich genieße es, in der Natur zu sein. Die partielle Sonnenfinsternis, wie poetisch, sie durch eine einfache Lochkamera zu betrachten! Die Herbstwärme am Abend im Garten tut mir gut. In der Asten ist schon Schnee gefallen. Sonst ist heute nicht viel passiert.

3
Ich stehe nicht mehr zur Verfügung!

Unterbrechung


1
Ich stelle mir den Wecker jede Stunde. Dann atme ich ein paarmal aus und ein. Danach kommt ein neuer Anlauf für meine tägliche Routine. (Das ist doch krank, …oder?)

2
Das Auto in die Waschstraße fahren. Einen Coffee-to-go trinken.

3
Ich bin auf Kriegsfuß mit dem Bewegungsmelder im Vorraum unseres Hauses.

4
Jeder Nachttraum unterbricht meine Tagesroutine.
Ich träume vom bürokratischen Aufwand beim Anstellen fürs Essen im Krankenhaus. Ich schaffe es nicht, bis zur Suppe vorzudringen und verlasse unverrichteter Dinge den Speisesaal.
Ich träume einen Schultraum mit Prüfungsstress: Wissenschaftler in weißen Mänteln stellen unbeantwortbare Fragen. Mein ehemaliger Physiklehrer ist auch dabei.
Da bin ich doch lieber wach und geschäftig!

5
Das Leben besteht aus dem, was man den ganzen Tag denkt.

Allein


1
All-Ein-Sein: All eins sein.

2
Im günstigsten Fall komme ich in Kontakt mit allem, wenn ich allein bin. Von innen her. Weil ich nicht abgelenkt bin. Nicht vom Faulsein oder vom Zorn oder von den vielen Dingen. Das Alleinsein ist ein schönes Tun, das mich freut. Es ist nie Zeitverschwendung. Ich stehe nackt da. Ich konfrontiere mich mit dem Sternenhimmel und der kleinsten Nichtigkeit.

3
So aus dem Nichts heraus kommen mir die schönsten Ideen für die Unvernunft. Es ist eine Torheit, an die Liebe zu glauben. Es ist eine Torheit, die Position der souveränen Ohnmacht einzunehmen.

4
Frau D. sagt zu mir: „Wir sind doch alle allein. Bis zum Schluss!“

5
Jemanden in seiner Einsamkeit besuchen.

6
Im Krankenhaus legt sich in den frühen Abendstunden eine entspannte Stimmung über die Zimmer und Gänge. Wie viel Einsamkeit ist hier im Haus? Es gibt Menschen, die wollen ihre Ruhe. Andere möchten einen anderen Menschen neben sich atmen hören.

7
Das Bild des grauen Waldes in Hallstatt werde ich mir lange vor Augen halten. Es stimmt traurig. In der Werkstatt Radio hören ist gut.

8
Dem Augenblick und der Lust huldigen. Gerecht sein. Werden.

Reichtum

1
Am allerwenigsten Künstlerin bin ich beim Einkaufen.

2
Ich will glaubhaft behaupten, dass Phantasie in vielen Belangen wichtiger als Wissen ist.

3
Heute hole ich glückliche Kinder von einer Party ab. Glücklich deshalb, weil dort so viele ruhige, feinsinnige Jugendliche versammelt waren.

4
Das habe ich nicht geschafft in meinem Leben. Einmal so richtig viel Geld zu verdienen. Es hätte mir passieren müssen. Passieren können. Wär gar nicht so schlimm gewesen.

5
Kultur, das ist alles, was wir im Alltag machen, so, wie wir es eben machen.

6
Ich schaue während des Konzertes vor allem auf die zarten Hände der zwei Musiker und höre zu. Mit den wenigsten Worten sprechen sie in die Vollen, sagen alles und lassen alles offen. Und ich weiss ganz genau, was gemeint ist. Und darüber legt sich wie ein Zuckerguss der Flügelhornist, flüsternd mit seinem Instrument, so leise, wie es Sprache kaum kann.

7
An jedem meiner 10 Finger steckt ein Ring. Jenden Ring ordne ich einer Person zu . So trage ich sie alle wie kleine Moleküle mit mir herum.

8
Ich muss mein körperliches und mein seelisches Heil schützen!

9
Für den Herbst bleibt mir, geistige Reisen zu unternehmen.

Logbuch


1
Wir treffen uns vor der Abreise am Brunnenmarkt und essen zu Abend bei einem unkomplizierten Türken. Wien schillert. Wien glüht. Ich bin sofort in Urlaubsstimmung. Ein Mitarbeiter der MA 48 fährt mit einem Wassertank über den Markt und spritzt Wasser auf die aufgeheizte Straße.

2
Morgens um fünf Uhr: 31 Grad Celsius. Wir verschwitzen die Nacht. Als wir am Flughafen ankommen, hat die Cafeteria gerade erst geöffnet. Weder die Kaffeemaschine noch der junge Mann, der sie bedient, sind schon in Schwung. Das Warten auf den ersten Espresso fällt uns allen nicht schwer.
Der Flug verläuft unspektakulär. Umwelttechnisch hat es keinen Sinn, mit dem Flugzeug unterwegs zu sein.  Obwohl diese Fortbewegungsart zur Gänze selbstverständlich daherkommt, wenn man sich schon einmal auf dem Flughafen befindet. Werden wir in Zukunft nur mehr zu Fuß gehen? Drei Paare, die mitfliegen und hinter uns sitzen, sind leicht alkoholisiert. Die Männer müssen lustig sein.

3
Wir haben Glück damit, am Samstag in Hilversum einen Zwischenstopp zu machen. Es ist Markttag und das Gemüse schmeckt nach echt. Die Fritten mit Mayo und Zwiebeln auch.

4
Alle Räder, die auf das Hausboot geschnallt sind, haben den gleichen Schlosscode. Bei der Übernahme des Bootes bekommen wir drei Wasserkarten überreicht. Sie sind aus speziellem, wasserfestem Papier. Die Karten fühlen sich gut an. Unser Boot heißt Haastrecht. Dieses Städtchen liegt in der Nähe von Gouda, das wir nicht anvisieren.

5
Am Wasser sein. Im Gespräch sein. Zusammensuchen und -finden. Auf kleinem Raum leben und vollen Luxus genießen. Hier verliere ich meine Mitte. Ich bin gar nicht so wichtig und kann leicht werden. Konzentration ist nicht das Hauptwort. Am Wasser sein und mich treiben lassen, das schon. Am Wasser ist es üblich, sich zu grüßen.

6
Jumbo. Ein Erlebniseinkauf. Mit einem Mal ist Holland billiger als Österreich. Wir kaufen auch Fleisch. Die Wurst und der Leberaufstrich schmecken nach Zimt. Die Salate legen wir fertig gewaschen, geschnitten oder gehobelt im Plastiksack abgepackt in den Einkaufswagen.

7
Die ersten Vögel, die mir besonders auffallen sind die Haubentaucher.
Ein niederländischer Freund meint, dass es in seiner Heimat sehr viele Vögel gibt, wenn man sich mit Vögeln auskennt. Unser erster Fluss, den wir befahren, heißt Vecht. Die Brücken sind mitunter 1,60 Meter hoch. Die muss dann ein williger Brückenwächter aufklappen. Nach den ersten beiden Manövern hat noch niemand der Crew Lust auf einen Manövertrunk. Die Kirchenglocken läuten um 10 Uhr. Jetzt schaue ich den Wildgänsen zu.Sonntags sind auf den Booten viele Paare unterwegs. Manche auch ohne Hund. Ich frage mich in den kurzen Momenten des Aneinandervorbeifahrens, in welchen Beziehungen sie zueinanderstehen. Noch intensiver sind meine Blicke auf die tiny houses an den Ufern gerichtet. Hier gibt es Vielfalt. Man winkt sich kurz zu, sieht Bootsausstattung, Badekleidung und Kaffeegeschirr. Was nicht gezeigt wird, liegt unter Deck.

 8
Wir gehen durchs Städtchen Weesp. Ein Willkommensgruß durch Glockenspiel. Es kommt uns immer ein Rad entgegen. Das Land funktioniert sehr gut. Wenn das so weitergeht, muss ich sehr genau schauen, dass mir nicht langweilig wird. „Hier kann man nicht verloren gehen“, wird uns am letzten Tag unserer Reise ein schiffsbrüchiger Deutscher aus seinem Rettungsboot zurufen. Ein älteres Paar schlendert an uns vorbei. Ganz deutlich zu erkennen ist ein goldener Hundeanhänger, den die Frau an einem Kettchen um den Hals trägt.
In der St. Laurentiuskirche ist eine Brauerei untergebracht. Am frithof vor der Kirche bekommen wir Essen und Trinken serviert. Um 495 Euro könnten zwei von uns für eine Nacht im Kirchturmzimmer übernachten.

9
Wir reden über Angst. War sie in den 80erJahren kleiner? Wir erahnen, was uns hält. Wie klein können wir unsere Abhängigkeiten machen im Verhältnis zu dem, wie groß wir lieben? Wir reden nicht über Yoga. „Du brauchst keinen Arzt, sondern jemanden, der Dir hilft!“

 10
anderswild, in welchem Zusammenhang kann ich dieses Wort denn verwenden?!

 11
Wir schlafen in einem Hafen in Weesp, nahe den zwei Windmühlen, angeleint an eine Luxemburger Familie. Wenn wir an Land gehen, müssen wir über das Deck der Nachbarschaft spazieren. Zurück auch wieder. Die akustische Kulisse am Boot, wenn es Abend wird: Kinder spielen Volleyball. Vogelrufe. Wassergeplätscher. Ein paar Motorengeräusche. Ruhiges Stimmengewirr. Auf einem der Boote legen sich zwei Kinder an Deck schlafen. Sie haben die Matratzen nach oben getragen. Eine Frau, die wohl deren Mutter ist, bringt die weißen Laken zum Zudecken. Das Boot ist meine Hafenkneipe.

12
Ein blinder Mann will von der versperrten Marina hinaus auf die Straße. Er findet ganz ohne Hilfe den Knopf, damit sich das große Gittertor öffnet.

13
Wir tun miteinander. Ich schau zu und bin mittendrinnen im Tun. Ich beobachte mich dabei, wie ich meine Distanz zu all dem in der räumlichen Dimension dieses Bootes halte.
Leben die Spinnen, die sich am späten Nachmittag an Deck begeben die andere Zeit im Unterbauch des Bootes? Sie haben hier ihren Hauptwohnsitz.
Die Kids kaufen zwei Joints, um den Eltern eine Freude zu bereiten. Einmal up und einmal down. Um im Rijksmuseum aufzugehen, dazu fehlt uns die volle Aufmerksamkeit. Mich faszinieren die Gemälde, auf denen Segelschiffe zu sehen sind.
Amsterdam ist groß und laut. Und doch ist die Nacht in Amsterdam meine Lieblingsnacht auf dieser Reise.

14
Wir fahren am Museumsdorf Zaans Schans vorbei. Die Windmühlen sind die ersten, die sich auf unserer Reise drehen. Abgesehen von den vielen Windrädern, die wir bei unserer Flugzeuglandung beobachtet haben.
Wir befinden uns auf einem Kanal der Gerüche: Schokolade, Fermentation, Kakao, Müll. Auch riecht es nach Diesel und einmal nach Stall. Oder habe ich das geträumt, weil der Vater (= ein holländischer Bauer aus meiner Reiselektüre, der seinen Sohn beim Eislaufen verlor) immer nach Stall riecht, sogar nach dem Duschen.

15
AMALIABRUG lese ich vom Kajütenfenster aus. Schilf und Wasser. Die Weiden schimmern silbern. Die Eschen, die im ganzen Land wachsen, tragen orange Früchte. Die Nebelwolken tragen grau.Ich weiß nicht, worauf ich mich konzentrieren soll. Der Mangel ist es nicht. Die Fülle ist es nicht.

16
Rücksichtsvoll zu sein ist auf jeden Fall einfacher, als es nicht zu sein.

17
Wir nehmen den Bus, um an die Nordsee zu gelangen. Wellen wie Wasserfälle. Salz. Kraft. Ferialpraktikanten, die versuchen, verwehten Sand wie Schnee von der Aussichtsterrasse wegzuschaufeln. Wieder und wieder eine Scheibtruhe voll. Zwischendurch gibt‘s als Belohnung für getane Sisyphusarbeit einen Mojito.

18
In der Früh werden alle Boutiquen in Alkmaar gesaugt und geputzt.Der Fluss, der in eine langen Kanal gesperrt ist, heißt Vinehop.
Jeder längere Gedanke wird von einem Ausblick abgelenkt. Obwohl alles flach ist, ist jeder Augenblick anders. Ich komme nicht zum Denken. Den Schwalben fehlt es hier an nichts. Mittlerweile kann ich die wichtigsten Wasservögel schon am Gekreische erkennen. Von Singen ist in diesem Zusammenhang nie die Rede!

19
Ich habe das (fast) nie gefühlt, die weltumspannende Kraft einer Glaubens- oder Interessensgemeinschaft.  Es wäre ein schönes Gefühl gewesen sich überall auf der Welt willkommen zu fühlen. Dieser Gedanke kommt mir beim Anblick eines schlank geschnittenen Bootes mit dem Namen Pastorale. Auf einem anderen Hausboot lese ich: Ora et labora. Und sooner or later. Ich zähle auf die weltumspannende Kraft der Menschlichkeit. Aber auch da bin ich arm dran. Schließlich lese ich auf einem weiteren Boot: why not?

20
In den Niederlanden muss man als LandbewohnerIn stets die Wartezeiten an den vielen Brücken miteinberechnen. In PURMERENG warten auch wir am Wasser sehr ausgiebig auf die Brücken- und Schleusenwärterin.

21
Wir machen Halt bei einem Milchbauern, der gemeinsam mit seiner Frau einen kleinen Ausschank betreibt Hier riecht es nach Bauernhof, so wie ich es in Erinnerung habe. Wir essen Joghurteis und kaufen 7 Laib Käse. Ich genieße das. Und mache auf dem Weg zum WC ein Foto von einem Ölgemälde, das eine Kuh zeigt. Allzu lange wird es Milchbauern ja gar nicht mehr geben.

22
Ich schwimme eine letzte Runde in der Dämmerung.

23
Am Flughafen lese ich „Philosophers, do your thing“, aufgedruckt auf ein großes Transparent. Nachdem sich dieser Satz als Werbung für eine Bank erweist, gefällt er mir gleich nicht mehr.
Im Flugzeug ist es ruhig. Wir sind ruhig. Noch einmal eine andere Perspektive. Holland von oben. Hier ist am deutlichsten zu sehen, wie zerfurcht von Kanälen, Wasserstraßen und Seen dieses Land ist.

 

 

 

 

Klarheit

1
Mich am Morgen nach bestimmten Vorgaben zu bewegen, das sichert mich. Einfach den Kopf nach vorne kippen zu lassen, ihn auf die linke Schulter zu legen, auf die rechte Schulter zu legen, ihn zwischen die Schultern zurückzuführen. Den Arm zu kreisen, hoch und weit nach hinten um anschließend den Handrücken in meinem Rücken abzulegen, mich zu strecken, das Kinn in Position zu bringen, Stand und Spannung zu haben.

2
Ich kann mein Leben an tausend einfachen Dingen ausrichten, zum Beispiel daran, dass dieselbe Sonne, die meine Früchte im Garten reifen lässt, zugleich ein ganzes System von Himmelskörpern wie unsere Erde beleuchtet. Mich regelmäßig daran zu erinnern, würde mir manche Umwege ersparen.

3
Es ist schrecklich, dass ich keine andere sein kann, als ich bin.
Ich würde lieber daran glauben, dass ich darin frei bin, mich jeden Moment neu zu erschaffen, dass ich mein Leben selbst in der Hand habe. Gleichzeitig ist diese Vorstellung die strengste meiner Fesseln. Unbedeutend zu sein und zerbrechlich, ausschließlich vergänglich und klein, wie einfach scheint das!

4
Oberflächlich empfunden wünsche ich mir manchmal die Geborgenheit einer Großfamilie.

5
Ich möchte nicht, dass an meinem Krankenbett Radio NÖ, Radio Wien oder 88,6 gespielt wird.

Wut


1
Es bereitet keine Freude, genau 1400 Zeichen zu schreiben, um einen Förderantrag für ein Kulturereignis (in vager Zukunft) zu stellen. Die Förderstelle möchte mich erziehen. In genau eine Richtung. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Immer brav machen, was verlangt wird. Und ein Businesskostüm dazu tragen, möglichst ein farbenfrohes!

 2
Die Pandemie hat viele latente Verrücktheiten freigelegt.Es gibt viele Einsame, die Welt hält nicht zusammen, Bescheidenheit hat keinen Reiz und nur für die Armen macht es Sinn, über diesen Reiz nachzudenken; die Reichen werden reicher und das sehr schnell, Hierarchien werden ausgebaut, ja zu Massentourismus und wachsender Wirtschaft, nein zur Menschenfreundlichkeit. Es ist bequemer, die Welt so zu lassen, wie sie ist.

3
Ich will einen richtigen Sabotageakt tätigen!

4
Ich brauche keinen anregenden Wochenausklang!, schreie ich der Ö1 Moderatorin zu.

Kraft

1
Ich suche den Ort, an dem ich an eine bessere Welt denken kann. An dem irgendwelche gewagten Gedanken die Chance erhalten, Wirklichkeit zu werden.

2
Ich muss mich sehr oft in meinem Leben verabschieden. Ich muss mich sehr oft von jemandem verabschieden, von dem ich weiß, dass wir uns jetzt das letzte Mal sehen.

3
Beim Blick über die Landschaft kann ich sagen: So weit mein Auge reicht, bin ich die Königin! Ja!

4
Du

5
Außerdem macht es mich glücklich, dass ich Pflanzen setzen darf.

Gehen

1
Heute, beim ziellosen Draufloswandern, komme ich drauf, dass ich Rundwege gar nicht gern mag. Am liebsten gehe ich in eine Richtung ohne umzudrehen, weg vom Ausgangspunkt.

2
Kommt es zu einem längeren Aufenthalt in der Welt des Profanen, dann geht’s bergab.

3
Die Philosophin pflanzt Granatapfel- und Feigenbäume. Sie schaut, woher der Wind weht. Sie steht mit beiden Beinen in der Welt. Sie wendet sich vermehrt den Göttinnen zu. Von all dem erwartet sie sich Klarheit. Und in der Mittagspause nimmt sie ihre Scheibtruhe und geht einkaufen.

4
Die Fischer am Teich campen im Schlamm. Teilweise im strömenden Regen. Auch ich bin wetterfest gekleidet, ich, die Spaziergängerin. Wenn ich auf diese Landschaft blicke, dränge ich die verbürokratisierte und versicherte Welt zurück in den Traum einer vergangenen Nacht.

5
Ich überlege mir, welchen Unterschied es für Kinder macht, in der Nähe von Wien aufzuwachsen oder – im Vergleich dazu – am Ende eines Hochgebirgstales. Einer ist, dass man vom Bergdorf mindestens einmal wegziehen muss. Da stehen die Chancen, jener Mensch zu werden, von dem man noch nichts geahnt hat, ziemlich gut. Andererseits ist das beständige Plätschern des Baches, der neben dem Kinderzimmerfenster vorbeirauscht, mit keinem anderen Geräusch der Welt aufzuwiegen.

6
Wir gehen ständig unter, damit verbringen wir unser Leben.