KategorieWillkommen Unbestimmtes!

Mitteilung

 

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Wir kaufen ein neues Haus. Auf dem Dachboden finden wir eine Urne voll mit Asche.

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Ich denke manchmal daran, dass ich „Meines“ schon geleistet habe.
Dass mein Nichtleisten wiederum eine herausfordernde Leistung darstellt, darauf macht mich kaum jemand aufmerksam.…
…ich gehöre zu jenen Menschen, die gerne eine Spur hinterlassen.

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Es gibt keine Priester mehr. Es gibt keine Philosophen mehr. Meine einzige Hoffnung sind die Künstler. GERHARD RICHTER

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Wie komme ich dazu, allen eine Burnout-Kur zu zahlen, nur weil sie sich mit dem eigenen Lebensstil finanziell und ressourcenmäßig übernehmen, gleichzeitig schlecht über jene Menschen reden, die nicht in diesem Hamsterrad Geld scheffeln und dann schlussendlich doch einsehen müssen, dass die Kraft ausgeht? (und somit tappe auch ich in die Falle, meine Gefühle in Geld aufzuwiegen…)

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Diese Worte richte ich heute an mich, um mein Handeln zu verstehen: Ich habe ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben. Ich habe ein Recht auf gelingende Beziehungen. Ich habe ein Recht aufs Alleinsein.
Weil ich mein Leben lang schon so versuche zu leben, dass ich Niemandem absichtlich Schaden zufüge.
Weil ich bald sterben werde.

Erbarmen


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von keinem Vorwand maskiert

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geradlinig

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Ich starre auf den neuen Bildschirmschoner.

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„Es gibt nichts Neues unter der Sonne“ (Koh 1,9)
Wir wiederholen das Alte und lassen es nicht in Vergessenheit geraten. Nur mit diesem Hintergrund kann ich verstehen, weshalb sie in Salzburg nun schon seit über 100 Jahren immer wieder den „Jedermann“ spielen.

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Die Krankenschwester informiert mich vor meinem Besuch dieses Patienten, er sei ein schöner Mann und endlich gehe man nach einer Visite mit einem guten Gefühl aus dem Zimmer hinaus, nicht mit jenem einer Unheilsbotin.
Mich bittet er am Ende unserer Begegnung darum, nie wieder ein Gespräch mit einem „Ich störe sie jetzt…“ zu beginnen. Ein derartiger Start erzeuge beim Empfänger ein negatives Gefühl.
Na gut, hat er das Ruder übernommen. Ich reüssiere:
Er leidet unter Schmerzen und ich bemerke es zwar, spreche es aber nicht an. Er räumt sich selber das Essen weg, weil er Besuch (mich) hat. Er holt sich am Stützpunkt ein Schmerzpflaster, weil seine Schmerzen immer stärker werden. Er denkt darüber nach, was ich besser machen könnte.
Wie gut ich ihn darin verstehe, dass er noch nicht fertig sein möchte. Wie wenig ich davon verstehe, was es heißt, bald sterben zu müssen.

***
Sie steht vor einer Wand. Es gibt keine Tür in dieser Wand und dahinter ist der Blick auf ihren Tod freigegeben. Und die Ahnung, dass sie noch 20 Jahre darauf warten muss. Ihr halb leeres Glas ist ganz leer.

***
Der alten Frau aus dem Leibstuhl aufhelfen. Ihre Füße sind noch in Ordnung. Trotzdem vertraut sie ihnen nicht mehr. Im Bett fühlt sie sich am wohlsten. Sterben geht nicht auf Knopfdruck.

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Man malt sich ein Jenseits aus, um sich nicht gänzlich der Welt ausgeliefert zu fühlen, man weiß, dass jegliche Art von Religion oder Ideologie menschengemacht ist, um das Dasein und den Tod irgendwie zu ertragen.

7
Er beobachtet mich dabei, wie ich Bier bestelle und mit den Einheimischen Trinkern an der Bar kommuniziere. Da bist du eine andere, meint er. Deine Stimme ist eine ganz andere. Du spielst eine Rolle. Natürlich! Total verschissene Zeit, meint er.
Das Ganze ist ein Spiel. Ein Versteckspiel. Manchmal spiele ich das gerne. Ein Spiel ist zweckfrei.

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Es geht mehr, als man glaubt. Die Enten schlafen am Teich. Der Wind rührt sich. Das Beste kommt noch!

Dorf 2


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Ich war nie in Arnheimland, ich habe meinen Maskenladen in Mistelbach und stelle sie dort selbst her. Aber verraten Sie’s niemandem! (Raphaela Edelbauer, Das flüssige Land)

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Provinztotenstill.

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Der Wochenendwiener erzählt mir, dass er sich über zehn Jahre lang mit voller Breitseite ins Dorfleben stürzte. Und es jetzt nicht mehr aushält. Weil das Dorf ihn droht mit Haut und Haar aufzufressen. Diesbezüglich hat sich seit Thomas Bernhard nichts geändert. Oder seit Maria Magdalena.

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Ich möge doch eine von ihnen sein. Ich möge doch so denken lernen, wie sie es tun. Gleichzeitig möge ich doch mein Fremdsein zur Schau stellen, sie mitpartizipieren lassen von dem, was sie nicht kennen. Dass sie auch etwas von mir haben. Ich spüre eine unbändige Langeweile und Neugierde. Ich habe Angst davor, dass sie mich stückweise aufessen und dann ausspucken.

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Beliebte Frage: „Dich sehe ich ja gar nicht mehr!“
Das ist nicht Treue, es ist Ausdruck von Gruppenzwang und moralischer Super-Instanz.

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Alle hier außer mir wissen, wie Leben geht. Ich bekomme ungefragt Antworten darauf. Nachbarschaftshilfe besteht darin, dass du, nachdem du dich an einem Balken im Stadel aufgeknüpft hast, im Fernrohr der Nachbarin als vorher-nicht-dagewesene Puppe entdeckt wirst und nicht am Strick verwesen musst.

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Heute hat sich unser Dorfnarr das Leben genommen. Vorerst mischt sich schlechtes Gewissen in meine Gedanken. Dann tiefe Trauer. Nach einigen Stunden klopft die Hochachtung an. Eine Verwandte vom Dorfnarren hat einmal mit Nachdruck behauptet, dass er viel intelligenter sei, als es die meisten vermuten. Mit dieser mutigen Tat hat er es jetzt bewiesen. Ich bin erstaunt darüber, dass er es geschafft hat. Sich mit einem Strick im Stadl erhängen. Was ging ihm die Stunden zuvor durch den Kopf? Es wird nicht besser, das Leben nach 70. Er war der ehrlichste Mensch im Dorf. Er hat Vieles richtig gemacht. Er hat in den Augen der anderen Vieles falsch gemacht. Er hat seine Felder kleinweise verkauft, um das Geld für sich auszugeben. Die eigene Wirtschaft Stück für Stück aufbrauchen, das kommt nicht gut an. Er hat keine Kinder, hatte wohl nie eine Frau oder einen Mann für die langen Nächte. Sage ich Dorftrottel, meine ich das im besten Sinne des Wortes. Er hat sich stellvertretend zum Narren gemacht, weil er sich zeigte, weil er sich der rauhen Menschenmenge aussetzte, weil er sich nicht zu schade war, auf andere zuzugehen mit all seinen Liebenswürdigkeiten und Abgründen.

Er hat das Fußballspiel geliebt und die Volkskultur. „Wias‘d sogst“

Er war ein Trinker vor dem Herrn, ein paarmal auf Entzug und immer durstig. In manchen Häusern wusste er, wo der Wein zu finden war, auch wenn niemand daheim war. Er war sein Lebtag gern Bauer. Er hat Kontakt zu allen möglichen Menschen gehalten, über das Dorf hinaus, alle Menschen mit dem Vornamen anzusprechen gewusst, war unterwegs mit seinem Auto, selten zu Fuß, hat am frühen Morgen in der nahegelegenen Kleinstadt die Gratiszeitung geholt, um sie im Dorf zu verteilen. Manchmal stand er unvermittelt in der Tür, warf ein paar kurze Sätze in den Raum, wartete nicht auf deren Wirkung und verschwand wieder. Er hat seine Art und Weise alle Menschen mögen. Wenn ihm der Druck zu viel wurde, war er zornig, schimpfte vor sich hin. Er war ruhelos. Rastlos. Manchmal distanzlos. Viele haben ihn dafür verachtet, dass er so selbstbewusst in seiner Realitätsverweigerung war. Alle miteinander haben ihn zu seiner Tat gedrängt. Die feinen Sticheleien. Das Von-Oben-Herab. Die derben Witze auf seine Kosten.

Den Gurt für seine Erhängung holte er sich bei einem Kumpel aus der Werkstatt. Den wird dieser nicht mehr zurückhaben wollen.

Auch seine Mutter wächst schon seit Jahrzehnten nicht mehr.

Jetzt hat er schon die erste Nacht im kühlen Grab verbracht, sagt sein Freund am Sonntag nach dem Begräbnis.

Er geht ab.

Im Keller ist‘s immer schön. Im Winter ist s warm und im Sommer ist s kühl.

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Eine Linde kann viel älter werden als eine Eiche. Die Zeit in der Stadt verfliegt viel schneller als am Land.

 

Staub


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Der Wind saust wieder ums Haus. Es macht gar keine Freude, im Hof zu sitzen, um zu schreiben. So suche ich das Zimmer im oberen Stock auf. Hier ist alles voller Staub. Man muss dran bleiben an der Putzerei, damit das Gefühl wohnlich bleibt.

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Es ließ sich nicht verbergen, dass meine Fingernägel schmutzig waren.

3
Sie hat damit angefangen, jedem Jahr einen eigenen Namen zu geben.

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Ich werde nicht die gekränkte Eitle spielen. Ich lasse die Kirche links liegen und freue mich über das Geistvolle, das sie nach wie vor heimlich zeigt und das ich manchen Menschen und ihrem Treiben entlocken kann. In meinem metaphorischen Tagebuch wird dann unter heute stehen: Sie wollten es nicht anders.

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Seit sie ein Stück versteinertes Holz geschenkt bekommen hat, denkt sie in unüberschaubaren Zeitsprüngen. Eine Hand, die findet, wird immer da sein.

Verletzlichkeit

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Verletzlichkeit und Sterblichkeit sind kein Defekt des Menschen. Sie sind unsere wichtigste Ressource, weil sie uns miteinander auf das Innigste verbinden. Man sollte meinen, sie seien dazu in der Lage, unser Leben zu verdichten und zu vertiefen. Das Sterbenmüssen konfrontiert uns mit der Nichtigkeit unseres Daseins.

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Ich hab keine Lust auf Unbeholfenheit und Dilettantismus, obwohl ich selber mittendrinnen stecke, mit den Füßen in der Luft statt am Boden.

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Immer wieder bin ich auf der Flucht vor Menschen. Diese Selbsterkenntnis erschüttert mich. Ich suche nach allen möglichen Ausreden, damit ich eine Stunde für mich habe. Noch lieber ist es mir, einen ganzen Tag für mich zu haben. Da hat sich Wesentliches verändert in mir, die nichts lieber tat, als zu kommunizieren. Jetzt genügt mir schon oft die Kommunikation mit einer Pflanze oder einem Berg. Oder mit mir, wenn ich so laut vor mich hinbrabble. Natürlich, das Alter. Und natürlich, die unendlich vielen Einflüsse im Alltag, die sich in mir einnisten. Sobald ein zweiter Mensch in meiner Nähe ist, spüre ich immer öfter und deutlich Verzweiflung.

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Wenn du im Traum der anderen gefangen bist, dann bist du erledigt.

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Beschreibe mir Deine Not.

 

 

Zeit

 

1
Die reine Zeit ist ohne Zufriedenheit wertlos. Das ist einer meiner Gedanken, wenn ich meine Sanduhr wende. Ein anderer ist, wenn mir nicht schade um die Zeit ist, die verrinnt, ist das unendlich. Meistens jedoch macht mir diese Uhr ein schlechtes Gewissen, weil ich verschwenderisch mit dieser kostbaren Gabe umgehe.

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Es ist unmöglich, den eigenen Kindern zu viel Liebe entgegenzubringen. Ich bin dankbar für jedes neue Jahr, das sie erleben.

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Letzte Devise: viel Zeit verlieren

 

 

Schwelle

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Es ist ganz leicht mit ihr, wenn sie zu Besuch kommt, weil sie in sehr guter körperlicher und seelischer Verfassung ist. Sie kann nicht umfallen, sagt sie, sie wird immer von irgendjemandem gehalten. Sie hat das sehr gut gemacht mit ihrem Leben, warum auch immer. Ihre souveräne Art. Abgeklärt und doch versöhnt. Weltzugewandt. Großzügig mit Intuition ausgestattet und mit Neugierde. Über meine Mutter zu sprechen ist so umfassend, wie über Wasser zu sprechen. Sie ist eine Künstlerin, die nicht dazu kam, Kunst zu machen. Es gab keinen Raum und keine Zeit dafür. Sie kam dazu, Kleider zu machen, um Geld zu verdienen Sie kam dazu, sich Gedanken zu machen, um sich zu zeigen. Natürlich denkt man immer daran, er könnte der letzte gewesen sein, dieser Besuch. Aber wer kann das schon sagen.

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Ich sollte an einem Ort bleiben, sollte arbeiten, meine Kräfte bündeln und hinter den Büchern verschwinden.

3
Der Mensch braucht gut fünfzig Gramm Eibennadeln für den Exodus, eingekocht in Paradeisersauce zum Beispiel, anstelle von Rosmarin.

 

 

 

Jetzt

1 In der Neuropsychologie sagt man, das, was das Gehirn als reine Gegenwart empfindet, umfasse ein Zeitfenster von drei Sekunden. Diese Information blendet mich so, als ob ich direkt ohne Sonnenbrille ins Licht schaue.

2
Mitten im Winter riecht es nach Akazien. Er riecht nach Körper. Die räumlichen Gelegenheiten, Sex zu haben, ergeben sich auch bei schlechtem Wetter manchmal von alleine. Kauf mir doch eine Sanduhr, sagt sie.

3
…………Freund David sagt: Das Jetzt ist nicht in der Zeit, die Zeit ist vielmehr im Jetzt. Wenn wir uns an die Vergangenheit erinnern, ist sie im Jetzt, wenn die Zukunft kommt, wird sie nicht als Zukunft sondern auch als Jetzt erfahren……

……………

S. Eliot.: Alles ist immer jetzt………………

……………unversehrt………

……………………………

….Schwebezustand Konzentration………

4
Zunehmend gefällt mir das Realistische am Festhalten des Augenblicks immer weniger. Das ständige Gewahrsein der eigenen Präsenz. Diesem Bemühen, ganz da zu sein, fehlt jegliche Poesie.

5
Wie gesagt, in Venedig habe ich mir eine neue Brillenfassung gekauft. Spontan, ohne Vorbereitung. Der Sinn stand mir nach einer kräftigen Brille, die aufträgt und mich dahingehend adelt, eine dieser typischen Nonnas zu sein (expressive Aufsteckfrisur, große Ohrringe und sonst noch allerhand Geklimper um Hals und Arme). Wieder daheim angekommen, bringe ich das erworbene Schmuckstück zum Optiker meines Vertrauens. Natürlich wird er ein Glas nach meinen Sehbedürfnissen einpassen. Aber vorher müsse man diese Fassung an meinen Nasenrücken anpassen und überlegen, ob Glas oder Kunststoff mit Tönung die bessere Wahl sei; oder lieber ohne, also, so einfach sei das wiederum nicht. Wir vereinbaren einen Termin. Bei diesem würde ich auf Herz und Nieren geprüft. Denn schließlich stehe mein zukünftiges Sehvermögen auf dem Spiel. Diese eingehende Untersuchung dauert eine Stunde und 50 Minuten. Mit diesen Messungen könne er weiterarbeiten. Für einen erneuten Termin zu einer neuerlichen Anpassung kontaktiert er mich telefonisch. Diese Prüfung und anschließende Aufklärung dauern nur mehr 50 Minuten. Jetzt werden die Gläser bestellt. Kunststoff. Die können dann alles, was mein Auge nicht mehr kann: Ferne, Nähe, ausgelotete Blau- und Grüntöne, Kratzfestigkeit, … Beim nächsten Termin möchte ich sie abholen, die Brille. Doch ich liege ziemlich falsch! Etwas sei beim Einpassen des Glases kaputt gegangen und nun müsse man, … Um das Ganze abzukürzen: insgesamt hatte ich bis jetzt fünf Dates mit meinem Optiker, zwischendurch einige Telefonate. Bei einem sagt mir ein Mitarbeiter, dass mittlerweile das unvollendete Kunstwerk firmenintern zur Brille des Jahres gekürt wurde – denn normalerweise dauert ein Brillenkauf plus Anpassung höchstens 14 Tage. Wann darf ich bloß diese Wunderbrille mein Eigen nennen, um durch sie in eine neue Welt zu blicken?

 

 

 

 

 

 

Dorf

1
Ich liebe dieses milde Sterben. *

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Ein Dorf kann dich töten. Zeig dich nicht! Such einen Schlupfwinkel.
Das Schönste an meinem Dorf ist die Nähe zu Wien. Und der Garten. Der ist nicht zu unterschätzen.

3
Im Winter ist es hier noch ruhiger als sonst. Die Decke aus Dunkelheit, Nebel, Schnee. Sie lädt mich ein, mit meinem Denken ins Freie zu gehen.

 

*Pepi Geissler zitiert Nikolaus Lenau

 

Körper

 

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Ich bin von meinem Körper existentiell abhängig, jedoch nur selten mit ihm im Einklang.

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Ich werde darauf aufmerksam gemacht, hinzuhören, welche Körperteile vorkommen, wenn jemand von sich erzählt.

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Die Grundlagen unserer Kultur sind eng mit der Notwendigkeit unmittelbarer Präsenz verknüpft. Darin sehe ich den Grund dafür, dass ich nicht gerne telefoniere. Es bedarf der Anwesenheit beider beteiligter Körper, um ein Gespräch zu einer Begegnung zu machen.

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Über Weihnachten stelle ich eine Krippe auf. Über ihr steht der Text: „Der Körper ist unser erster Ort“.
Daneben hängen eine Aktzeichnung, Fotos von mir lieben Menschen, ein paar Reiseandenken. Ein Glasengel aus Rom, ein kleines Weihwasserbecken, die Ikone der Heiligen Nino aus Georgien, ein Weihrauchgefäß aus Zypern. Ein Hostien-Kunstwerk. Ein geschlossener Keramikschrein. Ein Kreuz mit einem Christuskorpus, ein Geigenhals und ein Totenkopf. Alles handgreiflich. Alles augenscheinlich. Alles Körper.
Beim Betrachten dieser Ansammlung von Reliquien könnte man meinen, hier habe jemand seinen Hausverstand verloren.

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Lass Dich wieder einmal anschauen!

Damit ist wohl gemeint: Komm wieder einmal zu Besuch.

Und: Lass dich erkennen, lass dich anschauen von oben bis unten.

Auch: Ich möchte dich ganz sehen.

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„Es kann kein Mensch fühlen, wie ich fühle, wenn ich hier, eingesperrt in meinem Körper, wie ein Stück Fleisch im Bett liege“ sagt eine Patientin zu mir.

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Sie sagt: Immer wieder sehe ich meinen Vater als Häufchen Asche. Begraben in der Urne. Nicht einmal diese Zeit bleibt mir mit ihm, mir vorzustellen, wie sein Leichnam langsam verwest.

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Ab wann ist ein Mensch liebend?
Ab wann ist ein Mensch sterbend?