Leib


1
Es gibt so gut wie keine Frau, die ohne Büstenhalter ihr Haus oder ihre Wohnung verlässt. Die meisten BH‘s sind wattiert. So sieht man eine gleichermaßen wohlgeformte Brust, keine Brustwarzen, keine Hängebusen, nicht zu klein, nicht zu groß.
In Paris demonstrieren sie und werfen die BHs in die Luft, um sie los zu werden.
In mir regen sich Zweifel vor allem in eine Richtung. Ich schau nach unten.

2
„Gestalt des Leibes“ ist die Definition von Seele, meint Thomas von Aquin. Diese ganze Lebendigkeit machte den Menschen zu einem einzigartigen Wesen.

3
Mein Sohn legt sich jetzt für drei Tage ins Krankenhaus.
Außerdem hat er zehn Kisten Bier gewonnen.

4
Wenn ich meinen Kopf weit vorn über beuge und durch den schmalen Spalt zwischen meinen Füße durchschaue, sehe ich ein Stück Fluss.

5
Ich gestalte einen Tonstempel zur Körperbemalung.

6
Wir haben einen Teil des Tages unter der Erde verbracht. In Erdställen und Kellern. Das sind keine alltäglichen Orte für mich. Die Frage, weshalb der Mensch unter die Erde geht, bedrängt mich. Umschaid kann dazu was sagen. Und die Bergarbeiter aus dem Mölltal. Und der Totengräber.
Wir leben auf der Erde, manchmal in Höhlen, verstecken uns im Weinkeller, graben durch den Berg, durchlöchern ihn, ……finden in den Uterus zurück.

7
Der Friedhof in Györ ist groß, leicht chaotisch und so, wie man sich einen romantischen Friedhof vorstellt. Viel Grün, viel Kerzenlicht. Viel Schmiedeeisen und verwitterter Stein.
Er findet das Grab, in dem seine Eltern und seine Brüder begraben sind. Das Grab wird nun aufgelöst. Das macht mich trauriger als ihn. Wir legen drei bunte Blumensträuße auf die frisch umgegrabene Erde.

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