Wolf
1
Manche Menschen sind mit goldenem Handshake mit 50 in Pension gegangen. Der Gedanke daran ist mein Freibrief, mir meine schlecht bezahlten Arbeitsstunden genussvoll und sinnreich einzurichten. Diese Form der Selbstjustiz lässt mich am Abend meinem Spiegelbild dankbar zunicken.
2
Ich sehe am Himmel in Niedersulz einen Rotmilan. Das ist sehr ungewöhnlich. Der Wind weht stark. Tauben machen beim Fliegen einen charakteristischen Schwung nach unten. Man kann sie dadurch gut von den anderen Vögeln unterscheiden. Die Stieglitze sind heuer wieder da. Wo waren die im Vorjahr bloß?
3
Eine seltene Nacht mit tiefem Schlaf liegt hinter mir. In der Früh lese ich ganz unpassend dazu einen Artikel über die Wolfsstunde. Sie liegt so zwischen drei und vier Uhr früh. Man wird plötzlich wach. Das ist ganz normal, denn wir haben bereits vier Stunden sehr gut geschlafen. Da macht der Schlaf eine Pause und wir können getrost aufstehen und ein paar Kleinigkeiten erledigen. Dann geht‘s eh wieder weiter. Ein guter Plan für die kommenden Nächte!
4
Ist „wolf“ ein Eigenschaftswort?
5
Sie hat sich ihre Brust verkleinern lassen. Ein schönheitschirurgischer Eingriff. Sie ist heute der glücklichste Mensch, schreibt sie mir. Was ich davon halte, ist unwesentlich.
6
Würde ich jetzt meine Memoiren schreiben, würde ich so lange schreiben, bis sich alles wirklich wahr anfühlt – unabhängig davon, ob es genauso stattgefunden hat –, mit allen Ungenauigkeiten, Geheimnissen und Ambitionen, die mich ausmachen.