Tür und Angel

1
Immer noch singe ich, wenn ich allein mit dem Auto unterwegs bin. Mittlerweile ist das der wichtigste und bedeutende Grund überhaupt, mit dem Auto zu fahren. Alles andere spräche ja dafür, den Bus zu nehmen.

2
Alle haben eine Geschichte mitgebracht, die sie mir zwischen Tür und Angel servieren:

Er erzählt von seiner Hochzeit, die er trotz Bandscheibenvorfalls nicht absagen wollte. Doch dann erlitt sein Bräutigam unmittelbar vor der Trauungszeremonie in einen epileptischen Anfall. Wunderschönes Orgelspiel begleitete die Tragödie.

Sie erzählt vom Verwöhntsein. Vom Vater, der sie mit dem Auto aus Bordeaux holt, damit sie nicht mit dem Zug fahren muss, das sind immerhin 1000 km.

Sie erzählt davon, dass sie ein Maulwurf ist, der sich am liebsten immer im Zimmer verkriechen würde. Nur die Mutter schafft es, sie da rauszuholen.

Er erzählt vom Dark Retreat. Das bedeutet, sich fünf Tage lang in einem dunklen Keller einsperren zu lassen, sich der Dunkelheit auszusetzen. Mitten im Frühling auf Mallorca. Im Laufe der Tage hat er zu halluzinieren begonnen.

Er spricht über die Mutter von Meyerhoff, die er in seinem jüngsten Buch ausführlich beschreibt. Sie erinnert ihn an seine Frau und an Pippi Langstrumpf.

Das frisch verliebte Pärchen erzählt vom Urlaub in Vietnam. Dort haben sie Gibbons gesehen. Und Baguette gegessen.

Sie hat ein Künstlerkind geboren.

Mein Mann bringt mir vom Weinviertler Heurigen einen Kärntner Reindling mit. Er schmeckt wie daheim im Mölltal.

3
Ich sitze im Straßencafé und beobachte. Ein junger Vater bringt sein Kind wohl in den Kindergarten. Es sitzt im Anhänger. Er sitzt am Fahrrad und singt gut gelaunt sehr laut vor sich hin. Das Kind lässt alles mit stoischem Gleichmut über sich ergehen.
Eine Karikatur in der Zeitung fällt mir auf. Unter der Zeichnung steht: „Ein kleiner Hund. Von so was lass ich mich abschlecken, im Bett liegend, und mir graut vor Ausländern?“ In Wien sind überall Hunde. Leon de Winter singt in „Stadt der Hunde“ auch eine Ode an die allseits geliebten Tiere. Überall Hunde. Und Menschen, die sich darüber freuen. Ich glaub jene, die sich nicht darüber freuen, sind einfach leise und sagen aus Selbstschutz kaum was dazu.

4
Wie hilflos manche Egozentriker sind! Damit meine ich durchaus auch Menschen mit Kindern.

 

 

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