Kisten

1
Im Künstlerhaus betrachte ich Wunderkammern.
Ich sehe schon wieder Kisten. Befüllt mit Dystopien. Oleg und Ludmilla. Die Kontinuität der leeren Versprechungen. Widerhall des Spechtes. Die Wege und Irrwege der Errungenschaften. Objektkästen, Assemblagen.
Ich baue weiter an unserem Haus als Wunderkasten. Es gibt ohnehin keine andere Möglichkeit, als sie zu bauen und nach und nach zu befüllen.

2
Bei der Führung erfahre ich: Wunderkammern waren die Vorläufer der Museen. Introduction – Naturalia und Artification – Collection, Memoria – Futurum.

3
In unserem kleinen Häuschen geht sich nur die Petersburger Hängung aus.

4
Die Fotos der großen Gschnasfeste im Künstlerhaus erinnern mich an die großen Seminarfeste zwischen 1987 und 1990.

5
Ein Leporello ist auch eine Art Wunderkammer. Katja Oskamp hat eines für ihren Mann erstellt, mit dem sie nie eine gemeinsame Adresse hatte. Sie ging in ein Fotostudio, und ließ sich in Korsage geworfen ablichten.

6
Der Zehentkeller wird verkauft. So gesehen bin ich noch einmal dankbarer, dass wir diesen Raum als Kokon für unsere Kokons genutzt haben. Ein Raum im Raum im Raum unter der Erde.  Eine Überraschung in der Überraschung in der Überraschung. Wie schön war es, völlig ahnungslos hineinzugehen und sich plötzlich an einem Ort zu wähnen, der überall auf der Welt sein könnte, und sich den eigenen Gedanken hinzugeben, den Phantastereien und erfüllbaren Wünschen. Verflochten, verwoben, ineinander verschlungen und verbunden, ohne sich zu berühren. Die Begegnung des Innersten zur Schau gestellt im Bauch von Mutter Erde.

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Es freut mich, bereits im im Besitz einer Tontenlade zu sein. Die letzte Kiste.

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