Urlaub im Hotel
1
Das sind die besonders ereignisreichen Tage, wenn ich nur so vor mich hinwerkle.
2
Unter der Oberfläche sinnlicher Erfahrungen spürte ich sie wieder aufs Neue, die Nähe, die Möglichkeit von Schönheit, wie ein weiches Licht, das von hinten auf die sichtbare Welt scheint und alles zum Leuchten bringt.
3
Von einer Bekannten bekomme ich eine intimen Mail geschickt. Das ist mir anfänglich sehr unangenehm; es beschämt mich, so etwas geschickt zu bekommen. Dann nehme ich eine andere Perspektive ein und denke, wie sehr sie mir doch vertrauen muss!
4
Über den Wechsel zu reden, macht mir nur dann Spaß, wenn ich über die innere Bewegung und Veränderung, die damit einhergeht, austauschen kann.
Zum Beispiel eine Haltung einüben, als wäre ich sieben Jahre alt und könnte tun und lassen, was ich will. Da könnte ich persönlich an jene Zeit anknüpfen, in der ich „wirklich“ glücklich war.
Oder mir die Frage stellen: Was, wenn alle mit ihrem Bild von mir daneben gelegen haben?
Oder zu erkennen: Es wird immer deutlicher sichtbar, dass ich spätestens seit den Wechseljahren nicht mehr an „Gott“ glauben kann. Es ist, als hätte man einen Schalter umgelegt – es macht für mich nicht einmal mehr die Frage danach einen Sinn.
Man kann dem Älterwerden nur durch Verrücktsein etwas entgegensetzen. Es gibt unzählige Erfahrungen, für die es sich zu leben lohnt.
5
Urlaub im Hotel. Schon die riesigen Blumensträuße, die man dort so oft vorfindet, zeigen: Hier meint es jemand ernst mit überbordenden ästhetischen Ambitionen. Die sanfte Fremdheit verführt zum Urlaub vom Ich.