Gehen

1
Heute, beim ziellosen Draufloswandern, komme ich drauf, dass ich Rundwege gar nicht gern mag. Am liebsten gehe ich in eine Richtung ohne umzudrehen, weg vom Ausgangspunkt.

2
Kommt es zu einem längeren Aufenthalt in der Welt des Profanen, dann geht’s bergab.

3
Die Philosophin pflanzt Granatapfel- und Feigenbäume. Sie schaut, woher der Wind weht. Sie steht mit beiden Beinen in der Welt. Sie wendet sich vermehrt den Göttinnen zu. Von all dem erwartet sie sich Klarheit. Und in der Mittagspause nimmt sie ihre Scheibtruhe und geht einkaufen.

4
Die Fischer am Teich campen im Schlamm. Teilweise im strömenden Regen. Auch ich bin wetterfest gekleidet, ich, die Spaziergängerin. Wenn ich auf diese Landschaft blicke, dränge ich die verbürokratisierte und versicherte Welt zurück in den Traum einer vergangenen Nacht.

5
Ich überlege mir, welchen Unterschied es für Kinder macht, in der Nähe von Wien aufzuwachsen oder – im Vergleich dazu – am Ende eines Hochgebirgstales. Einer ist, dass man vom Bergdorf mindestens einmal wegziehen muss. Da stehen die Chancen, jener Mensch zu werden, von dem man noch nichts geahnt hat, ziemlich gut. Andererseits ist das beständige Plätschern des Baches, der neben dem Kinderzimmerfenster vorbeirauscht, mit keinem anderen Geräusch der Welt aufzuwiegen.

6
Wir gehen ständig unter, damit verbringen wir unser Leben.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert