Habseligkeit

dürftiger, [kümmerlicher] Besitz, der aus meist wenigen [wertlosen] Dingen besteht

1 Gerhard erzählt: Ich bin Polizist. Am Ostersonntagmorgen greife ich gemeinsam mit einem Kollegen einen bekannten kleinkriminellen Obdachlosen auf, während er am Parkplatz des großen Einkaufszentrums im Freien Würstel grillt. Wohin geht ein Obdachloser in Zeiten von Ausgangssperre, denk ich mir, sage hingegen, Das hier ist verboten, Würstel grillen um halb sieben auf einem öffentlichen Parkplatz! Ich lösche das Grillfeuer mit der vermeintlich unscheinbaren, transparenten Flüssigkeit im Tetrapack, der in unmittelbarer Nähe steht. Eine Stichflamme zischt empor. War wohl Wodka drinnen. Mein Kollege und ich bringen den Landstreicher ins Dorf an der Grenze. Er ist tschechischer Staatsbürger und wird von uns angewiesen, zu Fuß über die Grenze zu gehen. Zwei Stunden später, wieder zurück am Polizeiposten, kommt ein Anruf rein: Einbruch in einem Privathaus im (zuvor besuchten) Grenzdorf. Es fehlen zwei Flaschen Whisky und Würstchen aus dem Kühlschrank.

2 Weil Wohlstand nicht satt macht, denke ich darüber nach, was ich vermisse: Einen Kapitän, der mich blinde Passagierin mitnimmt auf seinem Frachter, den Donauweg von Wien bis Sulina.

3 Es ist mein Glück, einen Menschen zu kennen, der die Bereitschaft zeigt, auch gewöhnliche Gedanken zu teilen; jene Habseligkeiten zusammenzutragen, die jede dunkle Hütte erhellen.

4 Mein Licht ist ein Abschiedslicht, meine Form, die Dinge zu sehen, ist ein permanentes Abschiednehmen: Haben, als hätte ich nichts.

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