Annäherung

1 Ich erzähle der Ärztin zu meiner Beruhigung vor der Blutabnahme davon, dass ich mir aus Versehen in meiner Schusseligkeit beim Stricken eine Stricknadel in den Unterarm gerammt habe. So weh kann die Blutabnahme keinesfalls tun!
Sie kann im Gegenzug mit ihrer Geschichte aufwarten: Sie habe sich unlängst beim Kochen ein großes Fleischmesser mit der Spitze nach unten auf die große Zehe fallen lassen. Schon rinnt mein Blut in die vorgesehenen Abnahmeröhrchen.

2 Erwähne ich nach einem ausführlichen Gedankenaustausch etwas, das ihm, dem alten Freund, gerecht wird:
Ich bin hier lange nicht gewesen.“ oder
Ich bin nach wie vor unfähig, mich in nur irgendeine Form von Lektüre zu vertiefen, zu aufregend ist das Lesen in dir!“
oder schweige ich?  
Wenn Schweigen nicht hilft, wird es auch keines meiner Worte schaffen.

3 Heute gehört mir die Thaya auf ihren sieben letzten Kilometern, bevor sie in die March mündet. Keine Menschenseele hindert mich daran, es unwirklich luxuriös zu finden, mich lautlos im kleinen Boot flussabwärts treiben zu lassen, gesäumt allein vom geschäftigen Lärmen der Vögel und dem Wassergeplätscher, dem Wind in den riesigen Baumkronen. Die Fischerhütten am Flussrand sind montags bis freitags wie ausgestorben. 
Ich, (ganz) klein, Tarnfarbe: Ruderleiberlgrau.
Gegenüber, (ganz) groß der Auwald: Grün in tausend Facetten.
Nur das kleine Loch im Schlauchboot, provisorisch mit einem Kaugummi geflickt, lenkt zwischendurch meine Aufmerksamkeit auf sich.
In einem Landstrich zu leben, dem es nicht und nicht gelingt, Tourismus zu etablieren, halte ich für eine große Gnade!

 

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