Putzen
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Mein Rivale Paulus schlägt zum Thema Annäherung vor: „Einander sehen wie in einem beschlagenen Spiegel“. Ausnahmsweise stimme ich ihm zu.
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… wenn eine Putzfrau erzählt, wie es ist, wenn man zum ersten Mal einen Toten sieht, oder wenn in der Urologie die Exhibitionisten die Decke lüften und stolz und fragend ihr Gemächt präsentieren, wenn man bei Komapatienten manchmal eine Kleinigkeit ändert, ein anderes Bild aufhängt, zum Beispiel, dass es vielleicht helfen könnte, wieder aufzuwachen, wenn man einen Menschen, dem man immer wieder begegnet, zu nahe an sich heranlässt und bei seinem Tod zu betroffen ist und sich schwört, nie wieder eine solche Nähe zuzulassen, dann …
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Es ist nie zu spät ein gutes Leben gehabt zu haben.
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Der Haushalt stürzt mich immer wieder kurzfristig in eine Krise. Ich lebe gerne ein bisschen sauber. Aber der Aufwand steht in keinem Verhältnis. Ich kann nicht immer umziehen, wenn es ans Putzen und Renovieren geht. Das kann ich mir noch weniger leisten, als darüber zu jammern.
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Viktor Frankl hat 9 Tage dafür gebraucht, um sein Buch „Trotzdem Ja zum Leben sagen“ zu schreiben.
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Du musst Vater und Mutter ehren? Einen Scheiß muss ich! Wenn schon, dann freiwillig. Ab dem – sagen wir – 20. Lebensjahr ist wohl jeder aus der Verantwortung für seine Rolle herausgewachsen. Sowohl Kinder als auch Eltern uswuswusw.
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Meine Welt wird immer kleiner. Meine Gedanken werden immer kleiner. Woraus schöpft eine Künstlerin?
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Drei Stunden – das scheint meine neue Aufmerksamkeitsspanne zu sein.9
Es ist nicht gut, wenn Du mit mir schimpfst. Es ist gut, wenn Du mich darin bestärkst auf Abwegen zu wandeln. Oder im Gehen in meine Keramikwerkstatt. Ich möchte mir Zeit dafür freihalten, ein bisschen was von der Erde zu sehen, oder vom Flecken Welt, der um mich liegt; ihn nicht nur reinigen und versuchen, möglichst instand zu halten, sondern ihn lieben.
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Es ist nicht gut, wenn Du mit mir schimpfst. Es ist gut, wenn Du mich darin bestärkst auf Abwegen zu wandeln. Oder im Gehen in meine Keramikwerkstatt. Ich möchte mir Zeit dafür freihalten, ein bisschen was von der Erde zu sehen, oder vom Flecken Welt, der mich umgibt; ihn nicht nur reinigen und versuchen, möglichst instand zu halten, sondern ihn lieben.
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So, der diesjährige Bachmannpreis geht an eine Frau, die einen Text über das Putzen geschrieben hat. „Er putzt.“