Musik fehlt

1
Musik ist (m)ein tief verwurzeltes ästhetisches Bedürfnis. Trotzdem dringt es schon seit Monaten nicht durch zu mir.

2
Eine Freundin versucht zu helfen: „Falls du es am Sonntag nicht gehört hast, Martha, eine absolut empfehlenswerte Musiksendung für deine Sehnsüchte: …“

3
Madame Baheux versucht zu helfen.

4
Die Tochter zeigt mir ein Foto von Florence and the Machine … und ich sehe, was ich eh schon vermutete: da habe ich nichts zu suchen!

5
Er, der Songwriter, geht in Pension und wird Zeit haben für Mußestunden. Sie, die Weggefährtin, lässt ihn in aller Ruhe so sein, wie er ist.

6
Die Streaming-Kultur und die mobile Technik haben ein Bedürfnis geschaffen, von dem vorher niemand wusste, dass es existiert.

7
Er setzt das Musikhören als Werkzeug ein. Um sich in eine bestimmte Stimmung zu versetzen, lässt er eine spezielle Playlist laufen. Malen ohne Musik kommt so gut wie nicht vor.

8
Mein Bruder, der Musiker, fragt sich, weshalb man immer wieder die Klassiker spielt und dabei auf alle anderen verzichtet. Beethovens Medizinlöffel, genossen im Musikverein in Wien, gibt eine dezente Antwort. Sein Streichquartett in a-Moll. Das Adagio. Heiliger Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit, in der lydischen Tonart.

9
„Um diesen Dominant – Sept – Akkord nicht länger in der Luft zu halten, wollen wir ihn sofort auflösen.“ – Diese Nachricht kommt unmittelbar im Anschluss an die Information, dass beim Erdbeben in der Türkei und Syrien an die 50.000 Menschen verunglückten. Danach geht’s in Dur weiter.

10
Es gab in der Antike die Theorie, dass Menschen die Musik erfunden haben, weil ihnen der Vogelgesang so gefiel.

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