Kaffeehaus

1
Ich begehe den schweren Fehler und frage nach WLAN. „Natürlich haben wir kein WLAN und keine Steckdosen und keine Kartenzahlung! Wir sind hier das Weidinger!“ Und natürlich ist es still hier. Kein Radio, die Kaffeehausgäste flüstern beim Reden. Das Lauteste ist der Autolärm, der vom Gürtel hereinbrummt und nur von der Rotphase unterbrochen wird. Gleich gefolgt vom Besteckgeklapper und der Kaffeemaschine.

Ein Gast fühlt sich von der Septembersonne, die am frühen Vormittag ins Lokal scheint, geblendet. Er bittet den Kellner, den Vorhang vorzuziehen. Er macht es.

Ich bestelle eine Marmeladensemmel. Ich bekomme sie fix und fertig aufgestrichen serviert.

In dieses Kaffeehaus geht man am besten alleine.

Früher sind da vor dem Kaffeehaus die Damen gestanden und es gab „a Beiz neben der anderen“, sagt der Kellner zu mir. Anscheinend hat er mir das mit dem WLAN schon verziehen.

2
Ich habe erst spät begonnen, dem Genuss des Kaffeetrinkens zu frönen. Mein Einstieg als Kind war das Sammeln von Plastikfiguren in der Malzkaffeepackung.
Mein Kaffee zu Hause aus dem Espressokocher schmeckt – nach ernst zu nehmenden Aussagen mancher Gäste – schrecklich. Das wundert mich. Ich beziehe den Kaffee aus dem Weltladen und das Wasser aus der Leitung. Ich mag ihn sehr! Mindestens viermal am Tag.
Ich mag auch den Kaffee, der in vielen Häusern in Wien serviert wird. Oder jenen an der Tankstelle in Schrick. Auch in Amsterdam schmeckt er gut und in Brixen und Triest.

3
Wir schlendern den Kanal entlang und kehren ein. Wir trinken schlichten Wein und gutes Wasser. Nicht zu viel. Das WC ist unzumutbar, für Männer ist das einfacher. Die Sonne scheint durch die großen Fenster in den Gastraum, Gläser klirren, meine Hände liegen im Schoß. Ich ruh mich aus. Wir leben im Luxus.

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