Erbarmen
2
geradlinig
3
Ich starre auf den neuen Bildschirmschoner.
4
„Es gibt nichts Neues unter der Sonne“ (Koh 1,9)
Wir wiederholen das Alte und lassen es nicht in Vergessenheit geraten. Nur mit diesem Hintergrund kann ich verstehen, weshalb sie in Salzburg nun schon seit über 100 Jahren immer wieder den „Jedermann“ spielen.
5
Die Krankenschwester informiert mich vor meinem Besuch dieses Patienten, er sei ein schöner Mann und endlich gehe man nach einer Visite mit einem guten Gefühl aus dem Zimmer hinaus, nicht mit jenem einer Unheilsbotin.
Mich bittet er am Ende unserer Begegnung darum, nie wieder ein Gespräch mit einem „Ich störe sie jetzt…“ zu beginnen. Ein derartiger Start erzeuge beim Empfänger ein negatives Gefühl.
Na gut, hat er das Ruder übernommen. Ich reüssiere:
Er leidet unter Schmerzen und ich bemerke es zwar, spreche es aber nicht an. Er räumt sich selber das Essen weg, weil er Besuch (mich) hat. Er holt sich am Stützpunkt ein Schmerzpflaster, weil seine Schmerzen immer stärker werden. Er denkt darüber nach, was ich besser machen könnte.
Wie gut ich ihn darin verstehe, dass er noch nicht fertig sein möchte. Wie wenig ich davon verstehe, was es heißt, bald sterben zu müssen.
***
Sie steht vor einer Wand. Es gibt keine Tür in dieser Wand und dahinter ist der Blick auf ihren Tod freigegeben. Und die Ahnung, dass sie noch 20 Jahre darauf warten muss. Ihr halb leeres Glas ist ganz leer.
***
Der alten Frau aus dem Leibstuhl aufhelfen. Ihre Füße sind noch in Ordnung. Trotzdem vertraut sie ihnen nicht mehr. Im Bett fühlt sie sich am wohlsten. Sterben geht nicht auf Knopfdruck.
6
Man malt sich ein Jenseits aus, um sich nicht gänzlich der Welt ausgeliefert zu fühlen, man weiß, dass jegliche Art von Religion oder Ideologie menschengemacht ist, um das Dasein und den Tod irgendwie zu ertragen.
7
Er beobachtet mich dabei, wie ich Bier bestelle und mit den Einheimischen Trinkern an der Bar kommuniziere. Da bist du eine andere, meint er. Deine Stimme ist eine ganz andere. Du spielst eine Rolle. Natürlich! Total verschissene Zeit, meint er.
Das Ganze ist ein Spiel. Ein Versteckspiel. Manchmal spiele ich das gerne. Ein Spiel ist zweckfrei.
8
Es geht mehr, als man glaubt. Die Enten schlafen am Teich. Der Wind rührt sich. Das Beste kommt noch!