Hunger

1
…danach,

…mich intuitiv zurechtzufinden…
…die Natur, den Wald, die Pflanzen, den See als Erweiterung meines Körpers zu empfinden…
…eine große, schwarze Tafel anzubringen und darauf wechselnde Texte zu schreiben um sie von Zeit zu Zeit aus einiger Entfernung zu lesen…
…eine Traumfabrik, einen heiligen Ort meiner Produktion zu bilden…
…eingefangen zu sein in die feuchten Träume des Berges…

2
Was nahezu alle in ihrer Familie verband war die Eigenheit, ungeheure Trinker zu sein.

3
Eventuell hilft es mir, Gesprächsprotokolle von unseren Unterhaltungen anzufertigen. Ich will verstehen.

4
Jetzt ist also mein Bruder in den 11. Bezirk gezogen. Ob ihm diese Gegend zu gefallen beginnt oder ob er hier nur eine Wohnung hat und schläft und isst und liebt, ist noch nicht abzusehen. Ich sitze in der Zippererstraße und höre mir in einem Eckkaffee den hiesigen Dialekt an. Hier beherrschen ihn alle. Es ist aufregend für mich zuzuhören. Vielleicht liegt es am Freitagnachmittag, dass die Spelunke sich mit zwielichtigen Typen füllt. Sie sind allerdings eindeutig. Zwei Hawara haben sich eine Pizza von einem Lieferservice bestellt. Sie wird nun geliefert. Einer der beiden feiert seinen Geburtstag in dieser Art und Weise. Er wird 60. Den Kollegen, die an den kleinen Tischen sitzen, gibt er ein Stück von der Pizza. Auch mir bietet er eines an. Er bestellt Bier. Die meisten hier kennen einander. Ein anderer Veterane besorgt mir ein Glas Wasser für die Tulpen, die ich als Geschenk für meine Schwägerin gekauft habe. Langsam werde ich Teil dieser Gruppe. Ich frage die Kellnerin, ob es etwas Süßes zum Kaffee gibt. „Kekse?“ fragt sie.  „Ich denke zum Beispiel an Apfelstrudel.“ Ihre entrüstete Antwort: „Nein, so etwas haben wir nicht!“

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