Gabe

1
Zu sehr viel Geld kommt man am allerleichtesten, wenn man gar nix dafür tut. Man ist einfach Sohn oder Enkelin oder sonst irgendwie Erbin.
Am Zweitleichtesten verdient man viel Geld, wenn man andere für sich arbeiten lässt. Und zu kaum Geld kommt man durch Arbeit, sagt mein Freund.

2
Es gibt mich. Das als Aufgabe zu erkennen ist meine Antwort darauf.

3
Ich habe eine Freundin, sie ist Lehrerin und sie kann von jedem ihr anvertrauten Kind die gesamte Biographie erahnen. Sie kann alle Möglichkeiten und Talente sehen. Das ist eine wertvolle Gabe, die allerdings nur wenige sehen wollen.

4
Wenn wir auf Abstand leben, hat unsere Seele keine Geschichte, sie weiß nicht, womit sie sich verbunden fühlen soll. Wie soll Hingabe gelingen, oder Öffnung, oder Weite? Wir werden uns bedingungslos der Gnade unterwerfen, dort werden wir in Zukunft zu liegen kommen.

5
Die frisch geborene Mutter teilt ihre Gedanken mit mir, sie spricht über die Naturgewalt der Geburt, über des Messers Schneide, die über Leben und Tod entscheidet – in anderen Ländern zu anderen Zeiten hätten wir nicht  überlebt. Möglicherweise unberührt von unserem Nachsinnen reißt der Winzling an ihrer Brust die Augen auf, schwimmt mit den Ärmchen durch die Luft und gähnt gelassen.

6
Er:  Von wem sind die Rosen?
Sie: Von ihm.
Er:  Schon wieder?
Sie:  Ja. Ich nehme sie mit offenen Armen.
Er:  Ich muss mit ihm reden. Er darf dich nicht so verwöhnen.
Sie: Warum nicht?
Er:   Du verstehst keinen Spaß!
Sie: Ja, und dich in einen Prinzen verzaubern kann ich auch nicht.

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