Sabotage

 

1
„Arbeitet nie!“
Mittlerweile ist ein Bekenntnis zur Faulheit ein rebellisches Konzept.

2
Natürlich bin nicht ich allein für die Rettung der Welt verantwortlich. Allerdings will ich mir nach wie vor öffentlich viel mehr erlauben, als bloß geboren zu sein und zu sterben. Ähnliches erwarte ich von meinen Nachkommen. Die Unduldsamkeit des Alters spricht aus mir.

3
Ich schau mir selber dabei zu, wie ich ihr zuhöre, während sie mir Langweiliges erzählt.

4
Ich erkundige mich zum Thema Nacktschnecken, die mir heuer sehr nahegehen. Jene rot-braunen, von denen es bislang hieß, sie kämen aus Spanien, invasiv, neophyt. Nein, sie waren immer schon da. Nur treffen sie jetzt auf weitaus bessere Umstände, um sich fortzupflanzen: Es ist trockener, sie lieben kahle Vorgärten, weil es dadurch weniger „Feinde“ gibt, weniger Vögel, Frösche, Igel…; sie breiten sich also deshalb aus, weil es der Mensch so will.

5
Er ist gegen Voodoo Jürgens, denn: Hier wird nicht falsch gesungen!

6
Sie ist so krank! Sie bügelt nicht einmal mehr!

7
Ich bin Kundin bei einem Arzt, der weder im Vorzimmer noch im Behandlungsraum einen Computer benötigt. Das, was geschrieben werden muss, wird mit der Hand oder auf einer elektrischen Schreibmaschine erledigt.

8
Die betagte Patientin liegt mit einem großen Plastiksackerl bewaffnet in ihrem Bett. Darin verstaut sie ihre Habseligkeiten. Mit beiden Händen hält sie alles fest umklammert. Die Frau ist wie ein Fremdkörper in diesem Krankenhauszimmer. Wir sind unbeholfen, ihr zu begegnen. Bis zu ihrem 51. Lebensjahr übte sie den Beruf der Krankenschwester aus. Dann hat sie sich ein psychiatrisches Attest schreiben lassen, dass sie nicht mehr ganz dicht ist. Und seit dieser Zeit ist sie nicht mehr ganz dicht. Sie verkleidet sich in Richtung Verrückte.

 9
Alle auf der Welt ziehen sich gleich an. Zu wenig Vielfalt jedoch ernüchtert meine Seele. Anzuerkennen, dass die Uneindeutigkeit der Welt die Norm ist, sei mir allzeit gegenwärtig.

10
Es war eine gute Idee von ihm, eine Flasche Sekt und Gläser einzupacken, mich von der Arbeit abzuholen und auf den Berg zu fahren, um den Sonnenuntergang zu betrachten. Das fühlt sich heutzutage schon wie ein Sabotageakt an, nach der Arbeit einfach Feierabend zu machen.

 

 

 

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