Schönheit

1
Die Rettungseinfahrt ist mit einem langen Spalier aus Zierkirschen gesäumt. Sie blühen heuer ungewöhnlich lang, der kalte April bewirkt das. Ein Baum, der nur blüht und keine Früchte trägt. Ein Baum, dessen Sinn darin besteht, schön zu sein, nicht fruchtbar.

2
Wir nehmen als schön wahr, was für unser Hirn am wenigsten anstrengend ist!

3
Schönheit ist Schlichtheit, Einfachheit, Stille.
Verbunden mit einer undefinierbaren Abgründigkeit an Weisheit, Erfahrung und Denken.

4
Die Frau des Totengräbers steht frühmorgens vor dem Spiegel, sieht ihr Spiegelbild und sagt zu sich selber mit Inbrunst: „ De schiache Sau vagun i eahm!“ So hat es jedenfalls der Nachbar zu erzählen gewusst.

5
Wieder einmal ein kalter  Samstagnachmittag im Lockdown. Wir schlendern den Franziskusweg entlang. Rundherum Schönheit. Die Schönheit unseres Gespräches, wie es sich entwickelt, dahinplätschert; die Schönheit des Weges, der Erhöhung am Waldrand entlang mit Blick auf das weite Marchfeld; die Schönheit des Schritt für Schritt: Rhythmus, Bewegung, leises Geräusch; die Schönheit der Landschaft, die sich hinter dem Nebel als Geheimnis versteckt. Hier sollte man in der Nacht vorbeikommen, am besten mit jemandem, den man küssen möchte, in dieser Kulisse der vielen Lichter der nahen Stadt, oben, mitten in den Weingärten. Hinan! Man lässt den Blick schweifen über die Ebene bis zu den Dörfern, Städten und den hohen Bergen dahinter. Dunkle Gestalten in gestalteter Welt.

 

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