Nichts

1
Vor einigen Jahren habe ich Handschmeichler aus Ton geformt, das Wort „NICHTS“ darauf eingeschrieben und es an ein paar Menschen verschenkt. Heute nehme ich es selber zur Hand, eine diffuse Sehnsucht im Nacken.

2
(M)eine Ärztin spricht mich darauf an, ich möge mich doch dem Nichts hingeben.  Ich möge täglich üben, dass das Nichts mich erfasse, es aushalten, in welche Abgründe ich dadurch gerate.
Wow, mit diesem befremdlichen Therapievorschlag hatte ich nicht gerechnet. 
Mein Nichts tut mir nicht weh! Es ist der Kopf!

3
Obwohl ich es nicht beherrsche, macht es mir Freude, einen Gedanken ganz bis zu seinem Ende zu denken.

4
Ich denke darüber nach, wie viel ich der Gesellschaft weiterhin an Arbeitseinsatz schulde.  Wie viel muss ich tun, damit es meinem Lohn gerecht wird? (Vergleiche mit anderen Menschen, ihren Tätigkeiten und ihren Löhnen sind in diesem Fall sowieso mehr als unangebracht.) Wie viel muss ich tun, damit ich mich zufrieden und selbstbestätigt fühle? Wenn ich viel mache, mache ich viele Fehler. Das macht keinen Sinn. Wenn ich nichts mache, störe ich am wenigsten und stütze das mir so unliebsam gewordene „System“ nicht unnötig. Wenn ich wenig mache, ist das für die Welt besser. Ressourcenschonender auf jeden Fall. Ich mische mich so wenig wie möglich ein. Ich mische mich gar nicht mehr ein?

5
Otto Grünmandl: „Jedes Loch endet mit einem Stein.“
Meine Großmutter: „Ein Loch fällt nicht um.“

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