Barfuß

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mit dem Fuße schreiben… (Friedrich Nietzsche)

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Stets trägt er zerfledderte Schuhe. Selbst im Winter zumeist ohne Socken. Er besitzt meines Erachtens drei Paare: braune Sandalen, dunkelblaue Garten-Clogs und ein Paar – ursprünglich schwarze – Halbschuhe. Auf jedem Schuh sind Farbspritzer, Fettflecken und vor allem Löcher, da, wo sie nicht hingehören. Darunter sieht man nackte Haut. Er trägt diese Fragmente als Ausdruck seiner geistigen Verwandtschaft zum Heiligen Franz und in Abgrenzung zur leiblichen Verwandtschaft, die sich für sein Statement schämt.

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Barfußschuhe kaufen?
Warum nicht einfach barfuß gehen?
Einstehen (müssen) für Armut und Askese (früher einmal)
oder für Freiheit und Unanständigkeit (heute manchmal).
Ein Gestreichelt-Werden am anderen Ende des Kopfes, stete Erinnerung an den warmen Sand im Sommer, die Kühle des Taus, den Schmutz der Straße, den Schmerz eines Stoppelfeldes und das Liebkosen seiner Lippen.

Die spätsommerliche Wiese, taufeucht auch noch am frühen Nachmittag, drüberlaufen wie in Kindertagen. Erstaunt darüber sein, dieses unbeschwerte Gefühl von damals in gleicher Weise abrufen zu können. Mir beim Nachdenken darüber klar werden, es kann höchstens ein ähnliches Gefühl sein, viel zu viele Erfahrungen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten dazugesellt und Freiheit bedeutet heute etwas ganz anderes. Sollte ich den Unterschied allerdings beschreiben, er lässt sich nicht festmachen, barfuß war damals so wie heute …
zu hoffen, es schaut mir jemand dabei zu, sieht, wie glücklich ich bin in diesen Momenten der Verbundenheit mit Grund und Boden, Grün und Saft, Oben und Unten.

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Meine Mutter erzählt davon, dass sie als Geschenk bei Krankenbesuchen gern eine Fußmassage mitbringt, natürlich nur bei Menschen, die das zu schätzen wissen und es nicht in den falschen Schlund bekommen.

 

 

 

 

 

 

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