Gewicht

1
Die Anstrengung der Trauerrede ist vorbei. Worte haben Gewicht, wenn man es ihnen gibt. Ich weiß mittlerweile, dass ich dazu in der Lage bin aber es ist gut, sich dessen ab und zu zu vergewissern.
Ich kann das, und ich finde es effizient, mit relativ großem Einsatz eine große Menschenschar im Inneren zu erreichen. Da geht meine Überheblichkeit mit mir durch. Wenigstens kostet es mich was!
2
An der Führung durch die Ausstellung im Dommuseum finde ich Gefallen, obwohl sie nicht tiefgreifend auf mich wirkt.
3
Ein Mittagessen mit Freunden. Es hat sich in den vergangenen 20 Jahren was verändert: Alle nehmen ab bzw. haben extrem abgenommen. Das Schlanksein der Intellektuellen. Alle haben Angst vor den neuen Politikern. Die eine Freundin zockt seit geraumer Zeit. Und zwei andere Freunde unterbrechen stets, wenn wir Frauen am Tisch reden. Das hat allerdings Tradition. Wahrscheinlich reden wir Frauen so langweiliges Zeug.
4
Er trägt mich auf Händen. Wie schwer bin ich?
5
Ich habe viel zu wenig Energie für all das, was ich noch tun und schreiben und lesen und lernen möchte. Zum Beispiel die 88 Sternenbilder zu erkennen oder mithilfe von Duolingo Italienisch zu üben, ohne von der App beschimpft zu werden.
Ich habe außerdem viel zu wenig Energie für all das, was schon war. Sirius, Wega, Arktur, Deneb, Aldebaran.
6
Hikikomori bezeichnet einen Trend in Japan, sich voll in die Einsamkeit zurückzuziehen. Das ist konsequent.
7
Wovon ich wirklich lebe, was mich im Tiefsten nährt, schenkt sich mir freigiebig wie von selbst. Der Schatten des Baumes, der Apfel, der mir in den Schoß fällt, der Zauber des Abendhimmels, die Hand auf meiner Schulter, das Schweigen das für immer gilt…









