Ausleuchten

1
In Amerika stellt sich eine neue Präsidentschaftskandidatin vor. In Frankreich schwimmt die Bürgermeisterin zur Eröffnung der Olympischen Spiele eine Runde in der Seine. In Niedersulz bereite ich Haus und Garten auf eine einwöchige Urlaubsabwesenheit vor.

2
Ich erlaube mir, Unerhörtes aufzuschreiben, unliebsame Ecken auszuleuchten und zu blenden.

3
Er erzählt von getrennten Schlafzimmern aufgrund einer Prostataoperation seit seinem 57 Lebensjahr und jammert, während er erzählt. Ist Sex ausschließlich Penetration?

4
Sie sagt, dass es unglaublich schnell geht, dass man sich daran gewöhnt, keine Hoffnung mehr zu haben. Du hörst auf, Teil der Welt zu sein, noch bevor du sie verlässt, du liegst drinnen, während draußen die Menschen gehen. Aber andererseits – vielleicht ist das eine andere Art von Hoffnungslosigkeit – habe ich das Gefühl, dass ich erst jetzt, vor ein paar Monaten, zu leben begonnen habe und dass der Tod nicht mein Feind ist, sondern ein Freund, der mich abholt, mir aber die Zeit lässt, die ich brauche, um mich zu verabschieden. Der geduldig wartet, bis ich damit fertig bin, der mir sogar erlaubt, dabei zu trödeln.
Ich denke, Hoffnung ist im Grunde ihres Wesens schon Hoffnungslosigkeit.

5
Aus einem Buch mit dem Titel „Was mir Freude macht“ vorlesen, das geht angeblich immer.

6
Was wollen die beiden Psychologinnen von mir? Die sind doch in jedem Fall besser dran als ich! Ich kenn mich nicht aus.

7
Eine Kollegin hat absichtlich das Auto eines Kollegen zerkratzt. Sie gibt es freimütig zu. Ist sie verrückt?

8
Ich liebe die tropisch heißen Sommernächte. Sie machen mich total schwindelig.

9
Sie möchte
a) so schnell wie möglich sterben oder
b) wenn das nicht geht, wieder etwas Lebensfreude zurückgewinnen

10
Ich pflücke mit Vorliebe Blumensträuße.

11
Sie hatte vielleicht gar eine der Rosen getrocknet und ihre Blütenblätter in einer Schatulle aufbewahrt.

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