Magdalensberg


foto: Eva P.

1
Eine Wurstsemmel beim Bäcker in Wien lässt den morgendlichen Stress fast vergessen und von nun an kann ich mein Vorhaben, den Ausflug auf den Magdalensberg in ausschließlich guter Laune zu verbringen, in die Tat umsetzen.

2
Der Weg in den Süden führt uns über Murau. Dort gibt es ein Schloss. Der Film „Mein Vater, der Fürst“, fällt mir ein. „Etwas“ aus dem Leben machen? Nicht hedonistisch sein? Etwas leisten und vor allem die Leistung genießen? Wenn dir nichts Gescheites einfällt, dann hast du nicht genug Dummes zugelassen.

3
Wenn der Schnee auf den Fichtenbäumen liegt, dann ist meine Winterwelt in Ordnung. Es ist ohnehin nicht mehr so leicht, ein Gefühl der Heimat zu entwickeln. Wann bin ich denn daheim? Wenn ich Kärntnernudeln aus richtig guten Zutaten machen kann? Wenn ich im Bett meine Hand auf deine Schulter legen kann? Wenn ich ein Kartenspiel der anderen beobachte?  Wenn ich meine Kinder ins Abendgebet einschließe? Wenn ich mich geliebt weiß? Wenn es regnet? Wenn ich ohne schlechtes Gewissen ausschlafen kann? Wenn ich mich geborgen fühle in einem Gespräch? Wenn ich dich beiße? Wenn überraschend Besuch kommt und wir uns alle miteinander darüber freuen? Wenn Schnee auf Fichtenbäumen liegt?

4
Die Situation auf dem Magdalensberg hat märchenhafte Züge. Die Landschaft ist unüberbietbar schön. Unter uns das Klagenfurter Becken im Nebel. Über uns und in uns die Wintersonne. Der Nebel macht alles weich, zart, hell. Die Landschaft hat die Kraft, uns zu verzaubern und es ist ein Leichtes, gute Laune zu haben. Schnee, kaltes Wasser, warmes Wasser, heiße Sauna und gutes Essen. Viele Menschen bleiben auf dem Weg Richtung Berg immer wieder stehen, um zu schauen oder ein Foto zu machen. Er ist über 1500 Meter hoch.

5
In aller Herrgottsfrühe machen mein Bruder und ich einen Morgenspaziergang. Danach serviert uns die schlaftrunkene Hauswirtin einen ersten Kaffee. Aus allen Himmelsrichtungen gesellt sich jemand zur Feiergruppe.  Mam hält ein Mittagsschläfchen. Das rote Kleid steht ihr sehr gut und sie muss alle ihre Kinder streicheln, damit sich niemand benachteiligt fühlt. Das lila-grüne Kleid steht ihr noch besser. Das junge Paar macht einen Spaziergang im Schnee. Eine Schwester spielt Flöte. Eine Nichte übt das Gedicht. Alle planschen im warmen Wasser des Pools draußen vor der Sauna. Ich sitze auf dem Balkon und höre alles, was am Pool besprochen wird. Meine Schwägerin und mein Bruder spannen ein Tuch für die Filmvorführung. Die Reißnägel fehlen. Hätte ich sie nicht kurz vor der Abfahrt aus meiner Manteltasche geholt, hätten wir welche gehabt. Alle Enkelkinder schenken Lieblingsblumen. Adonisröschen, Edelweiß, Rosmarin, Phlox, Tomaten, Kapuzinerkresse, Rosen.
Das Personal im Hotel, in dem wir Quartier nehmen, es ist unaufdringlich und familiär

6
Ich teile mir meine Kräfte gut ein, um alles zu schaffen, denn es ist etwas Besonderes, den 80. Geburtstag meiner Mutter zu feiern, ihr sehr langes Leben bei relativ guter Gesundheit und wachem Geist. Das Geschenk dieses Wochenendes ist wie eine Zusammenfassung des Geschenks, das ihr Leben für uns alle bedeutet. Es geht nicht darum, dass ich an Mams Geburtstag glücklich bin, aber es ist ein Segen, glücklich zu sein. Und ich bin sehr glücklich, ihn jetzt hier im Hintergrund zu wissen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert