Am Abend

1
Die Anstrengung der Freundlichkeit für einen Abend lang riskieren.

2
Der Beginn eines Tanzes soll eine Umarmung sein.

3
Sie kommt nach einem zehnwöchigen Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik nach Hause. Im Haus ist es kalt. Unter dem Benjamin-Ficus liegen viele Blätter. Im Kühlschrank findet sie eingetrocknetes Gemüse, ein Stück Butter, ein paar Gläser Eingemachtes.

4
Der Mann ist um die 80 Jahre alt. Seine Schwester spielt mit ihm seit neuestem bei ihren wöchentlichen Besuchen im Heim mit Duplosteinen. Das rührt sie zutiefst. Sie erinnert sich an ihre gemeinsame Kindheit. Sie empfindet eine Mischung aus Scham und großer Nähe.

5
Wir spielen ein Wortspiel
„Glas berührt nicht, Baum schon!“
Die Regel dahinter: Unterscheide Wörter, bei denen sich die Lippen berühren von Wörtern, bei deren Aussprache sich die Lippen nicht berühren.

6
Er hat Angst vor Schmerzen oder Atemnot beim Sterben. Er möchte gerne gehen und wie ein Kind glauben. Dass vieles offen bleibt, findet er gut. Beten Sie für mich, sagt er zum Abschied. Später schickt er mir eine Weihnachtskarte aus dem Hospiz: Ich würde mich freuen, wenn wir uns in einem offenen Himmel wiederfinden.

7
Seine Bilder will er nicht hergeben.

8
Sie möchte erfolgreich sein bei der Suche nach einer Gemeinschaft, einer Familie und einem inneren Einklang mit der Welt, nach einem Ort, an dem sie aufhört, wegzulaufen, nach einem Ort, der die Möglichkeit birgt, bei sich selbst anzukommen … Weil ich grad dran bin, werde ich jetzt einmal für sie beten. Dass sie vorerst einmal einen eleganten Liebhaber findet.

9
Solange ich der Meinung bin, dass es darum geht, den Dingen auf den Grund zu gehen, kann ich im Leichten nicht froh werden.

10
Ich bin Heiligabend – Ultra.

11
Ich räuchere, was das Zeug hält.

12
Meine Augen leuchten.

13
Sei nicht verloren!

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