Traum
1
Für Verrücktheiten muss ich selbst sorgen. Das kannst nicht Du für mich erledigen. Ich hake mich bei Dir unter und schließe die Augen. So gehe ich ein Stück des Weges mit Dir als Blindenführer. Für Augenblicke bin ich im Reinen mit der Welt, mit uns.
2
Ist es möglich, dass vorhin eine Ringelnatter hier drinnen war?
Hat sie Dich geweckt?
Gut, dann habe ich das schon mal nicht geträumt.
3
Meine Träume beschäftigen mich. Vergangene Nacht hatte ich einen sehr schönen. Ich habe von Bäumen geträumt, alten Bäumen, die in meiner Nähe wuchsen. Ich glaube, es war im Hochgebirge, an einem Ort, den ich kannte. Uralte Kopfweiden waren es, Bäume als Ungeheuer und Bäume als Wesen, als Sehnsuchtsobjekte. Heute verstehe ich diesen zuweilen wunderlich anmutenden Wunsch, dass jemand Bäume umarmen möchte. Ich will auch!
4
Einmal erkannt sein: das ist nicht schrecklich, sondern ein unglaubliches Glück.
5
Eine Zaubernacht am Wasserbiotop. Unzählige Glühwürmchen tanzen am Waldrand, in der Wiese. „Leuchtkäfer haben sehr wenig Leben und dieses bisschen verbringen sie hauptsächlich mit der Partnersuche.
6
Ich kann nur an ihn denken. Vielleicht noch ein bisschen an alle Namenstagkinder dieser Erde und an eine neue Skulptur in der Werkstatt. Und an das Zucchinirelish, das ich um diese Jahreszeit einzukochen pflege, und daran, ob der Garten zu gießen sei. Ich denke an die durch Krankheit geforderte Freundin und daran, ob die Kinder heil von den Urlaubsreisen zurückkehren. Ich denke daran, was ich für den nächsten Ausflug in die Hohen Tauern alles in den Koffer packen muss, ob es dort kalt, warm oder unwirtlich sein wird. Die Wetter-App ist nicht immer verlässlich. Ob die Wäsche wohl noch trocknet, wenn ich sie morgen früh aufhänge? Ich denke daran, die Böden aufzuwischen und an den Traum vergangener Nacht. Er war voller Gurken.
7
Nicht alles ist einfach mit ihr. Heute Morgen passen ein paar Blatt Papier zwischen uns.
8
Was lege ich auf meinen Altar?