Zuneigung
1
Ich schreibe mir am Abend eine E-Mail an meine Dienstadresse, damit ich etwas Erfreuliches lesen kann am ersten Tag nach dem Urlaub.
2
Wir trauen uns heute zu, Einfühlungsvermögen in einen Hund zu haben, nicht aber in einen anderen Menschen.
3
…eine nachhaltige Beziehung zu Objekten entwickeln. Bei Kunstwerken schlafen. Ein Buch in die Hand nehmen. Meistens zu ein und demselben Kochtopf greifen…
4
Mittlerweile möchte ich die meisten Menschen aus der Ferne lieben.
5
Sie ist empfänglich für detailreiche Schilderungen einer Körperwahrnehmung. Ich nutze diese Bereitschaft schamlos aus, um über meine Libido zu sprechen.
6
Jetzt schreibe ich zum Beispiel schon das Wort Ton mit weichem D. Weil aus jedem Wort, das ich festhalte, ein Du werden müsste. Also schreibe ich Don.
7
Immer wenn die Enkeltöchter das Haus verlassen, winkt sie zum Abschied. Damit diese Geste nicht allzu schwermütig daherkommt, ist ihr jeder Vorwand recht, um so unbeabsichtigt wie möglich vor die Tür zu treten. Zum Briefkasten oder in den Vorgarten zu gehen, ein paar unaufgeregte Handgriffe verrichtend.
8
Schon vor vielen Jahren hat mein Ehemann den Ehering an den Nagel gehängt. Jetzt hänge ich meinen dazu um zu schauen, was weiter passiert.
9
Es ist alles gut, vor allem, weil wir schon lange zusammenleben und miteinander suchen, ein gutes Auskommen zu finden, eine lebensbejahende Zugewandtheit. Es ist nichts gut, vor allem, weil wir schon lange zusammenleben und miteinander suchen, ein annehmbares Auskommen zu finden, eine immerwährende Zumutung.