Klarheit
1
Mich am Morgen nach bestimmten Vorgaben zu bewegen, das sichert mich. Einfach den Kopf nach vorne kippen zu lassen, ihn auf die linke Schulter zu legen, auf die rechte Schulter zu legen, ihn zwischen die Schultern zurückzuführen. Den Arm zu kreisen, hoch und weit nach hinten um anschließend den Handrücken in meinem Rücken abzulegen, mich zu strecken, das Kinn in Position zu bringen, Stand und Spannung zu haben.
2
Ich kann mein Leben an tausend einfachen Dingen ausrichten, zum Beispiel daran, dass dieselbe Sonne, die meine Früchte im Garten reifen lässt, zugleich ein ganzes System von Himmelskörpern wie unsere Erde beleuchtet. Mich regelmäßig daran zu erinnern, würde mir manche Umwege ersparen.
3
Es ist schrecklich, dass ich keine andere sein kann, als ich bin.
Ich würde lieber daran glauben, dass ich darin frei bin, mich jeden Moment neu zu erschaffen, dass ich mein Leben selbst in der Hand habe. Gleichzeitig ist diese Vorstellung die strengste meiner Fesseln. Unbedeutend zu sein und zerbrechlich, ausschließlich vergänglich und klein, wie einfach scheint das!
4
Oberflächlich empfunden wünsche ich mir manchmal die Geborgenheit einer Großfamilie.
5
Ich möchte nicht, dass an meinem Krankenbett Radio NÖ, Radio Wien oder 88,6 gespielt wird.