Zähne


1
Sie haben sich geküsst, bis ihnen die Zähne wehtaten.
Sie stellt Rosen ein und gibt kein Wasser dazu, damit sie schnell und schön verwelken.
Sie steht um 6 Uhr auf, um eine Flasche Champagner zu trinken und anschließend Musik zu machen.
So machen das die anderen also. …
Und ich? Ich wache auf und weiß, dass wir heute gemeinsam frühstücken werden. Das ist mein Tagesglück.

2
Wir sind halt schon ein bisschen zu alt für diese Unibälle. Obwohl mich das Kleid, das mir die Schwester genäht hat, fliegen lässt, und obwohl der Donauwalzer, gespielt von den Klangviertlern, ein Genuss ist. Ich bin träger geworden. Stil und Freundlichkeit allein machen noch keinen schlanken Fuß; die politische Lage macht auch schwer. Es fühlt sich fürchterlich an, einen Dreckskerl an der Spitze der stärksten Partei zu wissen und trotzdem leichtfüßig über das Tanzparkett zu swingen. Die Fähigkeit, auch das Schreckliche in Sprach zu fassen und dadurch ein Stück Kontrolle zurückzugewinnen, ist nur ein schwacher Trost.

3
Sie ist unglaublich leicht durchschaubar und trotzdem gelingt es ihr, mich emotional auszusaugen, bis in meine kleine Zehe hinein. Und heute steht sie wieder einmal kurz vor einem hysterischen Supergau. „Bin ich eine komplizierte Person?“, fragt sie mich in einem kurzen Aufleuchten von Selbstzweifel. „Nächste deppate Frog!“, denke ich mir frei nach Günther Neukirchner und unfähig, mein dickes Nervenkostüm abzulegen und laut zu schreien: „Ja!!!!!!!!“

4
Das Direktionszimmer, das ist der Raum, den ich bis heute wie ein ungeladener Gast mit frostigem Respekt betrete…

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